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Hans Jürgen Rösner / Gerald Leppert / Philipp Degens / Lisa-Marie Ouedraogo (Hrsg.)

Handbook of Micro Health Insurance in Africa

Wien/Berlin: Lit 2012 (Social Protection in Health 1); XVI, 457, XIV S.; 49,90 €; ISBN 978-3-643-90171-2
Mit Blick auf die Staaten Subsahara-Afrikas versucht der Band eine systematische Erschließung von sogenannten Micro-Health-Insurance-Maßnahmen (MHI). Darunter werden Instrumente verstanden, die, zwischen privater Initiative, Staat und Markt angesiedelt, für Menschen mit geringem Einkommen eine rudimentär funktionierende Sozial- und Gesundheitsvorsorge etablieren helfen sollen – gerade wenn der Staat derlei nicht zu leisten vermag. Ein Beispiel für solche Maßnahmen, das detailliert vorgestellt wird, kann in Botswana beobachtet werden. Auch wenn die Regierung Botswanas als „key player in the provision of health care“ (94) bezeichnet wird und also im Feld der Sozial- und Gesundheitsvorsorge nicht gänzlich auszufallen scheint, so vermag sie doch keine umfassende sozialstaatliche Struktur – vorbeugend wie nachsorgend – zu etablieren. Dementsprechend bietet das Itekanele Health Insurance System (IHIS), das einzige MHI-System in Botswana, Hilfsleistungen für Menschen mit besonders geringem Einkommen. Entsprechend der grundsätzlichen Idee von MHI, wonach Hilfe möglichst direkt und auf lokaler Ebene an Bedürftige geleistet werden soll, erfahren die Micro-Health-Clients dadurch Unterstützung, dass sie im Vor- oder Nachsorgefall mit Geld versorgt werden und vor Ort eine günstige medizinische Behandlung einkaufen können. Die für eine Mitgliedschaft zu entrichtenden Beiträge orientieren sich dabei an den finanziell eng gesteckten Grenzen der Mitglieder. Während in der Analyse von IHIS in Botswana auf der negativen Seite von den Mitgliedern lediglich ein nicht ausreichender Informationsfluss beklagt wird, werden andere etwaige Kritikpunkte nicht oder nur am Rande thematisiert – so etwa die Tatsache, dass auch für Menschen mit geringstem Einkommen die Gesundheitsvorsorge mit den Instrumenten des Marktes eingerichtet wird. Auch dass der Staat so vom Druck der sozialstaatlichen Verantwortung zur Dekommodifizierung bestimmter Seinsbereiche – und hierunter fällt insbesondere die medizinische Vor- und Nachsorge – entlastet wird, wird zumindest an dieser Stelle nicht debattiert. Unabhängig davon bietet das gut strukturierte und mit anschaulichen Beispielen sowie aktueller Sekundärliteratur versehene Handbuch jedoch einen überaus geeigneten Einstieg in die Auseinandersetzung mit den Micro Health Insurances in Afrika.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Hans Jürgen Rösner / Gerald Leppert / Philipp Degens / Lisa-Marie Ouedraogo (Hrsg.): Handbook of Micro Health Insurance in Africa Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35389-handbook-of-micro-health-insurance-in-africa_42646, veröffentlicht am 22.11.2012. Buch-Nr.: 42646 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken