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Martin Gross

Große Koalition, große Folgen? Die Auswirkungen schwarz-roter Regierungsbündnisse auf die Parteiensysteme in Bund und Ländern 1946 bis 2009

Marburg: Tectum Verlag 2011; 148 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2698-4
Politikwiss. Masterarbeit Jena; Begutachtung T. Oppelland, S. Leunig. – Als die Große Koalition unter Kurt Georg Kiesinger vereinbart wurde, zogen die politikwissenschaftlichen Auguren schnell pessimistische Schlussfolgerungen für die Zukunft des Parteiensystems. Während die damalige Koalition also geradezu stigmatisiert wurde, war der Umgang mit der Neuauflage unter Angela Merkel dann weitaus pragmatischer. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen veranlasste Martin Gross, 13 gängige Thesen über die Folgen Großer Koalitionen für das Parteiensystem zu untersuchen. Während der Autor bei für den Untersuchungsverlauf nebensächlichen Terminologien ein paar Schwächen zu erkennen gibt, hat er die deskriptive statistische Darstellung sehr gründlich und leicht nachvollziehbar aufbereitet. Die Verifizierung und Falsifizierung erfolgt über 22 Koalitionen auf Länder- und die beiden Koalitionen auf Bundesebene. Der Autor versteckt dabei den wichtigen Hinweis, dass „kausale Zusammenhänge hierbei nicht postuliert werden, da viele intervenierende Variablen […] für die jeweilige Wahlentscheidung der Bürger eine Rolle spielen können“ (45) nur in einer Fußnote, dennoch ist das Ergebnis hilfreich für eine sachliche Diskussion über Große Koalitionen. Gross hält in seiner vom Fördervereins des Instituts für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena e. V. ausgezeichneten Arbeit fest, dass sich die Segmentierung erhöht, außerparlamentarische Parteien Stimmenanteile hinzugewinnen, seit 1990 auch die Oppositionsparteien zulegen und die Koalitionsmöglichkeiten ansteigen. Parteien an den politischen Rändern haben hingegen keinen Nutzen von Großen Koalitionen – mit der Ausnahme der Linken, sofern man diese dazuzählt. Bei den Koalitionsparteien selbst profitiert in erster Linie diejenige Partei, die den Bundeskanzler stellt. „Eine drastische Veränderung oder gar Destabilisierung des Parteiensystems, egal ob auf Bundes- oder auf Landesebene, ist von Großen Koalitionen nicht zu erwarten“ (123).
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.331 | 2.332 | 2.322 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Martin Gross: Große Koalition, große Folgen? Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34625-grosse-koalition-grosse-folgen_41608, veröffentlicht am 12.01.2012. Buch-Nr.: 41608 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken