Der Band dokumentiert die im März 2009 in Leipzig abgehaltene Jahrestagung des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik. Die Autoren beschäftigen sich mit dem Begriff der Governance, der in den letzten Jahren vermehrt in der Politikwissenschaft und vor allem in der wirtschaftspolitischen Praxis verwendet wird. Trotz eines rapiden Anstiegs des Begriffs in der Literatur unterschiedlicher Disziplinen existiert bis heute keine allgemeingültige Definition. Die Vorträge tragen zur Klärung des Governance-Begriffes bei, indem unterschiedliche Konzepte systematisch dargestellt werden. Dabei werden nationale, wie auch internationale Ansätze erörtert. So untersuchen Apolte und Nolte das Verhältnis von Demokratie und Governance einerseits und ökonomischer Entwicklung andererseits in ehemals sozialistischen Systemen. Herauszuheben ist der Beitrag von Theresia Theurl. Es gelingt ihr, verständlich und informativ den Sachstand der aktuellen Begriffsdebatte zu reflektieren. Dabei zeigt sich, dass Governance eben nicht nur mit dem deutschen Begriff der institutionellen Ordnungspolitik gleichgesetzt werden kann. Vielmehr geht der Begriff über diese Bedeutung hinaus, indem beispielsweise neue Akteure – bestehend aus „Unternehmensnetzwerken, politischen Netzwerken, einem Mix aus nationalstaatlichen und globalen Governanceelementen“ (33) – ordnungspolitische Funktionen übernehmen. Kruse verweist in seinem Beitrag auf einen weiteren kritischen Aspekt. Das von ihm untersuchte „Governance-Dilemma“ (41) beschreibt die unterschiedlichen Erfordernisse, die Politik und Wirtschaft aufweisen. Wirtschaftspolitik wird von politischen Akteuren gestaltet, die allerdings eher medienorientiert, also kurzfristig agieren und zudem wenig Fachkompetenz aufweisen. Darüber hinaus dürfte die Politik lediglich einen ordnungspolitischen Rahmen vorgeben, aufgrund der Machtfülle der politischen Parteien ist dies allerdings nicht gegeben. Den Autoren des Sammelbandes gelingt es, die komplexe Materie verständlich darzustellen.