Diss.: Kassel, Gutachter: U. Teichler, B. Kehm. – Ohne tief greifende Untersuchungen der bestehenden Umsetzungsbarrieren bisheriger Frauen- und Gleichstellungspolitik stießen auch neue Konzepte immer wieder an Frustrationsgrenzen, schreibt die Autorin, da wichtige Erfahrungswerte nicht fruchtbar gemacht und nur selten für die Konzeption neuer Handlungsweisen berücksichtigt würden. Sie legt deshalb eine qualitative Analyse der Umsetzungsprozesse gesetzlicher Regelungen zur Gleichstellung aus den neunziger Jahren an den Hochschulen in Hessen und Niedersachsen vor. Anhand von 40 Leitfaden-gestützten Interviews, ergänzt durch Frauenförderpläne, Statistiken und Auswertungen von Gremienprotokollen, zeigt Giebhardt, welchen Problemen die hochschulpolitische Gleichstellungspolitik ausgesetzt ist und inwieweit sich diese zukünftig durch die nationalen Vergleichsmöglichkeiten (z. B. durch die Exzellenzinitiative) und die internationale Konkurrenz verändern lässt. Obgleich sie überzeugend zu dem Ergebnis kommt, dass sich die Gleichstellungspolitik auf der hochschulpolitischen Agenda durchgesetzt hat, sieht sie nach wie vor Handlungsbedarf und fordert daher einen „Brent Spar-Effekt für die Wissenschaft“ (257), der eine größere Heterogenität des Personals, der Methoden und Forschungsfelder erzeugen soll. Grundlage müsse ein breiter politischer Konsens gegen geschlechtsspezifische Diskriminierungen, für Pluralität in Forschung und Lehre und nicht zuletzt für eine gesteigerte Politikfähigkeit der Hochschulen sein – schließlich garantierten die staatlich etablierten Regelungen noch keine erfolgreiche Geschlechterpolitik.