„Gewaltfreie Aktionen beruhen auf dem Widerstandsrecht gegen Unrecht und gegen Gesetze, die das Unrecht stützen, selbst wenn sie in repräsentativen Demokratien formal korrekt zustande gekommen sind“ (13). Nach Auffassung der Autoren dieses Sammelbandes ist die Methode des gewaltfreien Widerstands dadurch gekennzeichnet, dass bestimmten politischen Positionen, die von den Regierenden missachtet werden, innerhalb einer bestehenden Rechtsordnung Geltung verschafft wird. Gewaltfreien Widerstand definieren sie demnach als innergesellschaftlichen Interessenausgleich. Die Autoren beleuchten den Ursprung gewaltfreier Aktion ausgehend von Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela. Mit Blick auf Deutschland werden der lange Widerstand gegen die Startbahn West, der fortdauernde Kampf gegen das Atomendlager Gorleben und die Castor-Transporte, der erfolgreiche Widerstand gegen das Bombodrom sowie die aktuellen Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 thematisiert. Die Autoren reflektieren auch die Wesensmerkmale des gewaltfreien Protests. So entwickelt John Stay fünf Thesen für den Erfolg zivilen Ungehorsams. Eine davon ist, dass der gewaltfreie Widerstand in einer maßvollen Regelverletzung mit absehbaren Konsequenzen bestehen sollte, eine andere, dass erfolgreicher gewaltfreier Protest nicht ohne Rituale auskommt. Ulrike Laubenthal wirft einen Blick auf die Dynamiken des Massenphänomens Protest. Sie sieht das Risiko, dass sich die neuen sozialen Bewegungen im Kampf gegen Konzerne und Staaten zu einer Art Bürgerkriegspartei entwickeln könnten. Demgegenüber stellt sie die Vision von neuen Räumen des solidarischen Miteinanders, in der auch die politischen Gegner einbezogen und in dem Hierarchien und Konkurrenzdenken überflüssig sind. Nur auf diese Weise könne es gelingen, den Kampf aufzunehmen und zugleich den Krieg zu verweigern.