Konsens und Gewalt bzw. Zwang repräsentieren die beiden grundlegenden Elemente des Hegemoniebegriffs von Antonio Gramsci. Dieser wurde vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten intensiv rezipiert, wobei der Schwerpunkt allerdings in der Regel auf der Frage der gesellschaftlichen Herausbildung von Konsens und Zustimmung lag. Dass dieser Band sich nun auf den Aspekt der Gewalt konzentriert, füllt dabei an sich schon eine Forschungslücke und bedürfte keiner weiteren Legitimation. Die Herausgeber gründen die Konzeption des Bandes jedoch noch auf einem anderen Unbehagen: „[D]ie schleichende Assimilation faschistischer Gewaltvorstellungen durch Teile der Linken“ (3) mache es auch aus politisch-strategischer Sicht notwendig, die gesellschaftstheoretische Fundierung des gegenwärtigen Kapitalismus zu überdenken. In insgesamt 24 Beiträgen betrachten die Autorinnen und Autoren des Bandes das Thema Gewalt aus theoretischer und empirischer Perspektive, wobei die geografische, historische wie auch theoretische Bandbreite der Zugänge sehr breit gestreut ist. Ergänzt werden die für den Band neu verfassten Beiträge um Auszüge klassischer (und teils einleitend kommentierter) Textauszüge (z. B. von Etienne Balibar und Judith Butler). Der erste Hauptteil des Buches ist einer theoretischen Reflexion des Verhältnisses von Gewalt und Hegemonie gewidmet. Darüber hinaus setzen sich die Autoren u. a. mit Gewalt in Geschlechterverhältnissen auseinander und ein Abschnitt ist mit „Intellektuelle bei der Hegemonie-Arbeit“ überschrieben. Insgesamt bietet das Buch eine lesenswerte Zusammenstellung von Beiträgen, die die vielen unterschiedlichen – sichtbaren wie verdeckten – Erscheinungsformen von Gewalt und deren Bedeutung für den Zusammenhalt (im Sinne der Absicherung von Hierarchien und Herrschaftsverhältnissen) aufzeigen.