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Ahron Bregman

Gesiegt und doch verloren. Israel und die besetzten Gebiete. Aus dem Englischen von Werner Roller

Zürich: Orell Füssli Verlag AG 2015; XXXI, 360 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-280-05573-1
Als er während der ersten Intifada als Reservist eingesetzt werden sollte, kehrte Ahron Bregman, ein Veteran des Libanonkriegs von 1982, seinem Heimatland Israel den Rücken. Er lebt heute in London und lehrt am King’s College. In diesem Band stellt Bregman die Geschichte der von Israel im Sechstagekrieg von 1967 besetzten Gebiete Westjordanland, Jerusalem, der Golanhöhen, des Gazastreifens und der Sinai‑Halbinsel umfassend dar und arbeitet die Eckpfeiler israelischer Besatzung heraus: der Einsatz militärischer Gewalt zur Unterwerfung der Besetzten; Gesetze, bürokratische Bestimmungen und ein komplexes Genehmigungssystem zur Sicherung der israelischen Kontrolle; die Schaffung physischer Tatsachen in Form von Enteignungen, Zerstörung arabischer Dörfer und Siedlungsbau. Indem Israel insbesondere im Westjordanland und Gazastreifen die Kontrolle über die Wasser‑ und Stromversorgung und andere Ressourcen übernahm, wandelte es sich, so Bregman, „zu einer althergebrachten Kolonialmacht, die das Leben der Palästinenser vollständig beherrschte“ (71). Als „Insider‑Außenstehender“ (XVII), wie er sich selbst bezeichnet, hatte Bregman Zugang zu bislang nie veröffentlichten Quellen – „streng geheimen“ Aktennotizen, Briefen, Berichten und israelischen Geheimdienstaufzeichnung, zum Beispiel Zitaten von Transkriptionen aus Telefongesprächen zwischen syrischen Regierungsvertretern und ihren Vorgesetzten in der Heimat, von Telefongesprächen zwischen dem US‑amerikanischen Präsidenten und führenden Weltpolitikern. Auf dieser Grundlage erläutert er die Strategien wichtiger Protagonisten wie Moshe Dayan, Yitzhak Rabin, Ehud Barak, Ariel Sharon, Bill Clinton, Jassir Arafat oder dem König von Jordanien und beleuchtet die kritischen Momente des Friedensprozesses. Bregman erhellt die widersprüchliche Haltung Israels seit Beginn der Besetzung – oszillierend zwischen Friedenswunsch und Abzug einerseits und der De‑facto‑Annexion besetzter Gebiete durch den Bau von Siedlungen. Wie die Geschichte der besetzten Gebiete zeige, habe sich Israel nur durch Druck von außen zu deren Aufgabe zwingen lassen, und, so lautet denn auch sein Fazit, so sei auch nicht zu erwarten, dass es sich künftig ohne Druck von außen – durch die Palästinenser und durch die internationale Gemeinschaft – dazu bewegen lasse, die Besetzung zu beenden.
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Rubrizierung: 2.632.254.41 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Ahron Bregman: Gesiegt und doch verloren. Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38722-gesiegt-und-doch-verloren_47167, veröffentlicht am 06.08.2015. Buch-Nr.: 47167 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken