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Heinz Bude

Gesellschaft der Angst

Hamburg: Hamburger Edition 2014; 168 S.; 16,- €; ISBN 978-3-86854-284-4
„In Begriffen der Angst wird deutlich, wohin die Gesellschaft sich entwickelt, woran Konflikte sich entzünden, wann sich bestimmte Gruppen innerlich verabschieden und wie sich mit einem Mal Endzeitstimmungen oder Verbitterungsgefühle ausbreiten.“ (10) Der Soziologe Heinz Bude erkennt, angelehnt an Niklas Luhmann, in Angst den gemeinsamen Nenner aller Gesellschaftsmitglieder. Die Entwicklung des Wohlfahrtsstaats im 20. Jahrhundert wertet Bude als Reaktion des Staates auf die Angst der Bürger vor Armut, Benachteiligung und Ausgrenzung. Die Aufgabe staatlicher Politik, die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen und zu bekämpfen, sieht er als die wichtigste an. Dementsprechend untersucht er die Frage: „Wie ist es mit der Angst in unserer heutigen Gesellschaft bestellt?“ (17) Gründlich analysiert Bude die verschiedenen sozialen Schichten und Milieus ob ihrer speziellen Ängste sowie die Grundzüge allgemein auftretender sozialer Ängste. Der Vergleich mit den anderen in einer Gesellschaft, in der immer häufiger einzelne persönliche Entscheidungen zwischen Aufstieg und Exklusion entscheiden, verursache Unsicherheiten und damit Neid und Angst. Bude plädiert daher für eine neue Leistungsgesellschaft mit einer „Erfolgskultur, die Gewinner prämiert, ohne Verlierer herabzuwürdigen“ (59). Besonders lesenswert ist seine Untersuchung der gesellschaftlichen Mitte, die auf den ersten Blick angstfrei sein müsste: „Als Ergebnis einer langen Periode von Friedenserhaltung, Wohlstandsmehrung und Sicherheitsgewährung nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Mitte in allen Gesellschaften der OECD‑Welt doch eine Zone des zivilisatorischen Komforts, der sozialen Abgesichertheit und der persönlichen Entwicklung geworden.“ (61) Doch wenn auch die deutsche Mittelklasse nicht wie die anderer Gesellschaften von Auflösung bedroht sei, seien auch hier Spaltungstendenzen erkennbar, die durch höhere Beschäftigungsrisiken, Einkommensunterschiede und veränderte Statuschancen verursacht würden. Eine „Zunahme von prekären Lagen und vulnerablen Karrieren“ (69) sei die Folge und resultiere in Orientierungslosigkeit und Zukunftsängsten.
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Rubrizierung: 5.422.32.352.2 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Heinz Bude: Gesellschaft der Angst Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38463-gesellschaft-der-angst_46610, veröffentlicht am 28.05.2015. Buch-Nr.: 46610 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken