Geschlechtliche Ungleichheit in systemtheoretischer Perspektive
Die Beiträge des Sammelbandes haben zum Ziel, die Geschlechterdifferenz mit der Luhmann’schen Theorie sozialer Systeme in Verbindung zu bringen und gleichzeitig die vorhandenen Resistenzen im Verhältnis der Disziplinen Gender Studies und Soziologie aufzuzeigen. Der „paradoxe Standort“ des Bandes ergibt sich dabei aus der Tatsache, dass Systeme untersucht werden, „die erst im Moment des Gebrauchs systemtheoretischer Unterscheidungen existieren.“ (7) Im ersten Teil geht es daher um die Ursachen für die Verschiedenheit von Geschlechterverhältnissen, die in den abweichenden sozialen und historischen Gesellschaftsstrukturen bzw. Kontexten identifiziert werden, welche sich wiederum hierarchisierend auswirken. Im zweiten Teil befasst die Autorin sich hingegen mit den aktuellen Geschlechterverhältnissen im Spannungsfeld von Interaktion, Netzwerk, Organisation und Funktionssystem, wobei vor allem die Herstellungsbedingungen von Geschlechterdifferenzen von Interesse sind. Der Anspruch des von der „Polykontextualität“ (9) profitierenden Sammelbandes, die Wirksamkeit von Geschlechterstereotypen in funktional differenzierten Gesellschaften zu untersuchen, wird eingelöst. Die Beiträge überzeugen durch die gelungene Annäherung von Systemtheorie und Geschlechterforschung und gleichzeitig durch die praxisnahe wie kritische Untersuchung zur Genese geschlechtlicher Ungleichheiten.