Geschlechterverhältnisse, Frieden und Konflikt. Feministische Denkanstöße für die Friedens- und Konfliktforschung
Dafür, dass feministische Forschungsperspektiven erst vor etwa zwei Jahrzehnten Eingang in die Friedens- und Konfliktforschung gefunden haben, seien bereits bemerkenswerte Erfolge erzielt worden, schreiben die Herausgeberinnen. Als politischen Meilenstein bezeichnen sie die Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats zu Frieden, Frauen und Sicherheit vom Oktober 2000, der „vier weitere Resolutionen mit dem Anliegen, sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten zu bekämpfen“, folgten. Seitdem lasse sich kaum mehr behaupten, „Geschlecht sei für die Analyse von Krieg und Frieden nicht relevant“ (9). Engels und Gayer zeigen einleitend, dass sich Forschungsthemen und -richtungen analog zum politischen Geschehen entwickelten und die Feministinnen empirische Phänomene erforschten, die in der Friedens- und Konfliktforschung vorher nicht wahrgenommen wurden. Zunächst ging es um die sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten, es folgten Fragen zur Konstruktion von Männlichkeit im Militär und die Erforschung von geschlechtsspezifischen Aspekten bei der Aufarbeitung von Konflikten durch Strafgerichtshöfe oder im Rahmen von Wahrheitskommissionen. Ein wichtiges Thema ist zudem die Frage, inwieweit feministische Forderungen für die Legitimierung militärischer Gewalt instrumentalisiert werden. Mit den Beiträgen in diesem Band wollen die Autorinnen an Erreichtes anknüpfen sowie Fragestellungen und Forschungsgegenstände erweitern. Sie geben damit einen Einblick in die Vielfalt an Themen, Positionen und gegenwärtigen Diskussionen. Insbesondere geht es ihnen um die selbstkritische Reflexion der eigenen Disziplin. So schildert beispielsweise Cordula Dittmer sehr anschaulich ihre Erfahrungen mit einem empirischen Forschungsprojekt zur Geschlechterkonstruktion in der Bundeswehr, die die Frage aufwerfen, inwieweit feministische Forschung „in einem Feld möglich ist, welches (historisch) eine der zentralen Institutionen hegemonialer Männlichkeit darstellt“ (81). Feministische Forschung bedeute in diesem Falle auch, eigene Grenzen im Forschungsprozess anzuerkennen. Eine andere Grenze macht Claudia Brunner deutlich, indem sie sich kritisch mit der Terrorismusforschung auseinandersetzt. Da deren enger Gewaltbegriff dem weitgefassten feministischen Gewaltverständnis diametral entgegenstehe, kann und sollte es ihrer Ansicht nach keine feministische Terrorismusforschung geben. Feministische Forschung „muss sich vielmehr den Prämissen und Möglichkeitsbedingungen widmen, auf deren Basis politische Gewalt nicht nur ausgeübt, sondern auch definiert, beforscht und bekämpft wird“ (60).