Befragt man Beschäftigte nach arbeitsmarktbezogenen geschlechtsspezifischen Ungleichheiten, so sind – dies zeigen zahlreiche Untersuchungen – solche zwar im allgemeinen Bewusstsein verankert, die Gründe dafür werden jedoch in erster Linie auf die politisch-gesellschaftliche Ebene projiziert, während in den Betrieben selbst ein prinzipielles, geschlechterunabhängiges, Gleichheitsdenken vermutet wird. Ähnlich verhält es sich mit der Forschung: hier sind zwar durchaus einige betriebliche Studien vorhanden, im Vergleich mit Analysen gesamtgesellschaftlicher geschlechtsspezifischer Rahmenbedingungen hinken diese jedoch deutlich hinterher. Die Autoren wollen dieses Manko beheben und versuchen sich an einem umfassenden Überblick über betriebsbezogene Geschlechterfragen in Deutschland. Diese werden in einen Zusammenhang mit politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen gesetzt. Der Band baut auf einer Vielzahl quantitativer wie qualitativer Erhebungen, Befragungen und Fallstudien auf. Dabei werden die Befunde auch im internationalen Vergleich betrachtet. Lässt der Titel des Buches noch lediglich einen weiteren Band in der Fülle von Sammelbänden zum Themenfeld Arbeit und Geschlecht erwarten, werden die Leserinnen und Leser schnell angenehm überrascht: Zum einen kommt das Buch aufgrund des einheitlichen Rahmens der Beiträge sowie der projektbegleitenden Zusammenarbeit der Autorinnen und Autoren fast einer Monografie nah. Zum anderen wird die Problematik nahezu umfassend abgehandelt, sodass sich der Band auch als Einführungs- und Lehrbuch verwenden lässt. Dieser Anspruch wird unterstrichen durch die gelungene Gliederung der Beiträge: Konsequent vom Allgemeinen ins Spezielle übergehend, bildet ein internationaler Vergleich politischer Rahmenbedingungen den Anfang. Es folgen die Themen berufliche Segregation, Formen von Beschäftigungsverhältnissen sowie deren Entlohnung und Qualität, Repräsentation von Frauen in Führungspositionen und schließlich Akteure und Instrumente betrieblicher Gleichstellungspolitik. Zudem wird ein theoretischer Rahmen entwickelt, der als Ausgangspunkt für die zukünftige Forschung dienen sollte.