Die Beiträge des Sammelbandes sind hervorgegangen aus der Jahrestagung des Collegium Carolinum, die im November 2005 in Bad Wiessee stattfand. Die Autoren verstehen ihre Artikel als Beitrag zur Erforschung des Staatssozialismus, um „die Dominanz politikgeschichtlicher Fragestellungen sowie die Nationalzentriertheit zeithistorischer Forschungsparadigma abzuschwächen […], indem die Kategorie Geschlecht als ein […] zentrale[r] Analysegegenstand in den Vordergrund rückt“ (2). Dabei wird nach der Bedeutung des politischen und gesellschaftlichen Wandels nach dem Zweiten Weltkrieg für die Geschlechterbeziehungen in den Staaten Mittel- und Osteuropas gefragt und danach, welchen Einfluss dieser Umbruch auf die Re-Strukturierung der Geschlechterverhältnisse besaß. So interessieren vor allem die vermeintlich geschlechtsneutrale Institutionenordnung und die dieser eingeschriebenen Geschlechterstereotypen. Außerdem wird analysiert, ob und wie sich in den staatssozialistischen Gesellschaften die Trennung von öffentlicher und privater Sphäre vollzog und inwieweit auch hier die Geschlechterordnung die Rolle gesellschaftlicher Hierarchisierung ausübte. Die Autoren zeichnen dabei sowohl Kontinuitäten von Zuschreibungen als auch Spezifika staatssozialistischer Herrschaftsordnung für die Gestaltung der Geschlechterverhältnisse nach. Sie tragen damit zum besseren Verständnis des staatssozialistischen Herrschaftsapparates sowie zu einer erweiterten Sichtweise auf Leitkategorien der Geschlechterforschung (wie Privatheit-Öffentlichkeit) bei.