Der Autor versucht anhand der im Titel genannten drei bedeutsamen historisch-politischen Kontroversen in der Bundesrepublik nach 1989 den noch unbekannten Begriff "Geschichtspolitik" zu erläutern. Ähnlich wie der populär gewordene Begriff "Identitätspolitik" ist die Verbreitung des Begriffes "Geschichtspolitik" auf die durch das Ende des Kalten Krieges angetriebene Identitätsforschung zurückzuführen. Dank dieser hat sich in der letzten Dekade in den Sozialwissenschaften endgültig eine Auffassung durchgesetzt, die das nationale Bewusstsein nicht an "objektive", vorgegebene Merkmale bindet, sondern als eine soziale und historische Konstruktion, die im gesellschaftlichen Kommunikationsprozess immer wieder neu definiert werden muss, betrachtet. Eine entscheidende Rolle in diesem sozialen Kommunikationsprozess spielen die historisch-politischen öffentlichen Debatten, durch welche die verschiedenen politischen Lager versuchen, "ihrem Geschichtsbild Allgemeingeltung zu verleihen" (10), um damit ihre politischen Interessen durchzusetzen. Klundt ist in seiner vergleichenden Studie viel mehr an den thematischen Unterschieden ("Während Goldhagen und die Ausstellung zu den Wehrmachtsverbrechen die deutschen Täterinnen und Täter zum Untersuchungsgegenstand haben, kommen im Schwarzbuch die Deutschen nur als Opfer vor." [122]) als an methodischen Gemeinsamkeiten zwischen den drei ausgesuchten Untersuchungsbeispielen interessiert. Diese Unterschiede sollen veranschaulichen, wie die historische Problematik von den verschiedenen "Lagern" aufgenommen und zugunsten eigener Machtvorstellungen instrumentalisiert wird.