
Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität
Mit seinem jüngsten Buch legt Schmale nicht nur ein persönliches Bekenntnis zur europäischen Integration ab, sondern fasst vor allem seine jahrelange Forschung in einem kohärenten, flüssig lesbaren Text zusammen. Diese grundlegende Auseinandersetzung mit europäischer (Einigungs-)Geschichte lebt von der enormen Quellenkenntnis des Autors und seinem Wissen um die Wirkmächtigkeit alter Denkmuster in europäischen Gegenwarts- und Zukunftsdebatten. Im Mittelpunkt steht dabei das „Paradigma der Einheit“, unter dem europäische Identität zwar bis heute gedacht wird, das jedoch angesichts der Realität im „Zeitalter der Globalisierung und der Vernetzwerkung von Individuen, Gesellschaften und Staaten“ (8) fehlleitet. Alternativ bietet Schmale das „Paradigma der Verflüssigung und des Hypertextes“ (9) an und verwendet die nunmehr in den Sozialwissenschaften sehr beliebte Netzwerkanalyse für die Europäische Union. Inwiefern sich das „Netzwerk“ (9) als Leitmodell zum Verständnis trans- und supranationaler Prozesse tatsächlich eignen wird, muss offen bleiben; allerdings offeriert der Autor mit seiner Schrift einen wichtigen Denkanstoss, europäische Identität nicht länger kulturalistisch zu diskutieren, der nicht nur für Schmales Metier, die Geschichtswissenschaften, sondern auch – und insbesondere – für die Politikwissenschaft einige Anregungen bereithält.