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Bernd Stöver

Geschichte Kambodschas. Von Angkor bis zur Gegenwart

München: C. H. Beck 2015; 256 S.; pb., 12,95 €; ISBN 978-3-406-67432-7
Die kambodschanische Rote Khmer unter Führung des Diktators Pol Pot ermordete fast ein Viertel der eigenen Bevölkerung. Der Genozid wurde 1979 erst durch den Einmarsch Vietnams beendet. Bis heute hat sich Kambodscha von diesen Ereignissen nicht vollständig erholt. Vor diesem Hintergrund gibt Bernd Stöver eine kompakte Darstellung der kambodschanischen Geschichte, angefangen von den Gottkönigtümern über das Großreich der Khmer, die Kolonisierung durch Frankreich, den Vietnamkrieg bis hin zur Gegenwart. Der Potsdamer Geschichtsprofessor weist gleich einleitend auf das Unrecht hin, das dem Land durch die „weit über zweihunderttausend US‑Bombenangriffe“ und den Einsatz hochgiftiger Entlaubungsmittel wie Agent Orange widerfahren ist. Die USA zielten bei ihren Übergriffen zwar auf ihren Kriegsgegner, die Viet Cong, die sich auf kambodschanischem Gebiet aufhielten und dieses zum Teil auch kontrollierten, aber es blieben völkerrechtlich gesehen „Angriffe auf einen neutralen und souveränen Staat“ (11) – der bis dahin als eines der letzten verhältnismäßig stabilen Länder Südostasiens und als demokratische Hoffnung galt. Die Zerstörung dieser Hoffnung hat nach Ansicht des Autors der mörderischen Pol‑Pot‑Diktatur erst den Weg geebnet. Konkret begründet er diese kausale Verbindung an den zahlreichen Kindern, die durch die US‑Angriffe ihre Eltern verloren und als Waisen dann von der Roten Khmer als willfährige und besonders rücksichtslose Kindersoldaten eingesetzt wurden. Auch lieferten diese Angriffe der Roten Khmer eine argumentative Grundlade für die radikale Umgestaltung Kambodschas. So führten die Offensiven „[m]ilitärisch und insbesondere politisch [...] nur zu einem weiteren Fehlschlag für Washington“ (152). Stöver resümiert am Ende seines anschaulichen historischen Überblicks, dass der Krieg und die Massenmorde der Roten Khmer zwar immer noch die Sicht auf das Land dominierten, dennoch sei unübersehbar „dass die Weltöffentlichkeit und als ihr Gradmesser der Tourismus Kampuchea wiederentdeckt hat“ (219). Dieser führe zu einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung, den Kambodscha, als einer der am wenigsten entwickelten Staaten der Welt, dringend nötig habe.
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Rubrizierung: 2.682.14.12.252.2 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Bernd Stöver: Geschichte Kambodschas. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38696-geschichte-kambodschas_46984, veröffentlicht am 30.07.2015. Buch-Nr.: 46984 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken