Der Vietnamkrieg bezog sein Potential einerseits aus einem nicht überwundenen französischen Kolonialismus, und andererseits vor allem aus den übersteigerten Kriegszielen der USA. Als die ersten amerikanischen Militärspezialisten und Beobachter Mitte der 50er Jahre das Engagement der USA in Südostasien aufnahmen, argumentierten die Entscheidungsträger in Washington mit den breit in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannten und akzeptierten Argumenten des Antikommunismus, außenpolitisch gekleidet in die Domino–Theorie. Zwangsläufig mußte sich aus dieser Perspektive und den wachsenden Schwierigkeiten in einem nichterklärten Krieg die dann wiederum überzogene Ansicht entwickeln, in Vietnam stünde die nationale Sicherheit der USA auf dem Spiel, was weitere Aufrüstungen und militärische Offensiven nach sich zog. Freys gelungene Darstellung verweist einerseits auf die außenpolitische Zielrichtung der amerikanischen Intervention, deren Prämissen sich aus dem Ost–West–Konflikt ableiteten und auch solange nicht geändert wurden, bis die Niederlage nicht mehr abwendbar war. Andererseits spielte die innenpolitische Dimension eine zunehmend wichtigere Rolle: Der Vietnamkrieg hat zwar keine Revolution hervorgerufen, aber er erschütterte das Sendungsbewußtsein und den Glauben an die eigene, moralische Vollkommenheit der amerikanischen Gesellschaft, die sich in dezidierte Kriegsbefürworter und Kriegsgegner spaltete. Inhaltsübersicht: I. Der Französische Indochina–Krieg und die USA (1945-1954); II. Ein geteiltes Land (1954-1960); III. Vorentscheidungen (1961-1963); IV. Eskalation (1964-1965); V. Der amerikanische Krieg in Vietnam (1965-1967); VI. Die Wende: Krisenjahr 1968; VII. Vietnamisierung (1969-1973).