John Rawls hat bekanntlich ein paradigmatisches Modell einer "wohlgeordneten Demokratie" entworfen, das mithilfe der Konstruktion des "Schleiers der Unwissenheit" zwei zentrale - einerseits politische Rechte, andererseits Verteilungsfragen betreffende - Gerechtigkeitsgrundsätze aufstellt. Mit Rawls Kriterien sozialer Gerechtigkeit - und hier primär dem so genannten Differenzprinzip - befasst sich die Arbeit, die in einer früheren Fassung 1997 von der Universität Münster als Habilitationsschrift angenommen wurde (Fachbereich Geschichte/Philosophie). Gegen die zahlreichen methodischen und normativen Einwände will Hinsch das Differenzprinzip als angemessenen Grundsatz für die Verteilung von Einkommen und Vermögen verteidigen (XIV). Allerdings setzt er an die Stelle der - von Rawls vorgesehenen - entscheidungstheoretischen Begründung das Prinzip der öffentlichen Rechtfertigung von Normen bzw. Ungleichheiten. Nach einer systematischen Diskussion von drei Typen möglicher Rechtfertigungen sozialer/ökonomischer Ungleichheiten (bedarfsbezogene bzw. leistungsbezogene Ansprüche und prudenzielle Gründe) entwickelt Hinsch seine Konzeption des Differenzprinzips, derzufolge "nach Erfüllung aller begründeten bedarfsbezogenen Ansprüche Ungleichverteilungen nur öffentlich zu rechtfertigen sind, wenn sie zum größtmöglichen Vorteil der am wenigstens Begünstigten ausfallen" (XVII; 267 ff.) Inhaltsübersicht: 1. Die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze; 2. Der Vorrang der Grundfreiheiten; 3. Die Begründung des Differenzprinzips bei Rawls; 4. Die sozialen Grundlagen der Selbstachtung; 5. Die öffentliche Rechtfertigung von Normen; 6. Bedarfsbezogene moralische Ansprüche; 7. Interpersonelle Vergleiche; 8. Leistungsbezogene moralische Ansprüche; 9. Herleitung des Differenzprinzips.