Genosse Nachwuchs. Wie ich die Welt verändern wollte
„Warum willst du dir das antun?“ (21) Die Frage eines Freundes auf die Nachricht des Autors, er sei in die SPD eingetreten, beantwortet dieser erst einmal grundsätzlich: „Schluss mit Phlegma und Verdrossenheit“ (26). Und dann beschreibt er in einem ganz persönlichen Erfahrungsbericht, was ein Genosse erleben kann: stundenlange Diskussionen an der Basis, Parteiveranstaltungen, zu denen fast niemand kommt, Passanten, die den einfachen Wahlkämpfer am Stand mit Schimpfwörtern belegen und Parteiobere, die sich duzen lassen, aber deswegen noch lange keine Kumpel sind. Er bekennt seine Schwierigkeiten, eigene politische Positionen zu formulieren und findet das Auseinanderdriften von SPD-Parteiprogramm und Regierungspolitik zum Verzweifeln. Was auf den ersten Blick nach frustrierenden Erfahrungen klingt, führt im Laufe der Monate zu einem neuen Blick auf die Politik, es ist für ihn „so etwas wie eine demokratische Weiterbildung“ (203). Und auch wenn viel Zeit in Sitzungen zerredet wird, vermittelt der Autor doch einen Eindruck davon, dass die Meinungsbildung in der SPD an der Basis noch stattfindet - ein Gefühl der Hilflosigkeit haben diejenigen, die sich politisch engagieren, nicht. Die Beschreibung seiner eigenen Erlebnisse ergänzt Ljubi? mit kurzen Porträts von jungen SPD-Politikern, die sich mit viel Engagement einsetzen. Für Politikverdrossenheit ist in diesem Buch kein Platz, das sich insgesamt unterhaltsam liest und ohne erhobenen Zeigefinger ein Aufruf an jeden ist, nicht immer nur zu meckern, sondern sich zu engagieren.