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Helma Lutz (Hrsg.)

Gender Mobil? Geschlecht und Migration in transnationalen Räumen

Münster: Westfälisches Dampfboot 2009 (Forum Frauen- und Geschlechterforschung 26); 274 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89691-226-8
Welchen Einfluss haben Wanderungsprozesse auf Geschlechterverhältnisse? Welche Folgen haben Transnationalisierungsprozesse für die Identitätsentwicklung der Menschen? Mithilfe welcher Theorien und Methoden lässt sich menschliche Mobilität mit all ihren Konsequenzen, wie etwa der Enträumlichung von Lebensformen, erfassen? Bei all diesen Fragen werden Aspekte von Mobilität und Gender berührt, wie Ethnizität, Sexualität, Klasse, Alter oder Religion. Die Autorinnen widmen sich in vier Themenabschnitten den komplexen Zusammenhängen von Menschen in Bewegung. So zeigt Mirjana Morokvasic die widersprüchlichen Folgen weiblicher Migration für die Geschlechterordnung auf und stellt fest, dass die Machtasymmetrie zwischen den Geschlechtern keineswegs zwangsläufig dadurch infrage gestellt und verändert werde, dass Frauen migrierten und zu Ernährerinnen ihrer Familien würden. Vielmehr zeigten sich Geschlechterhierarchien gegen migrationsbedingten Wandel eher resistent. Die transnationale Migration folge nach wie vor den etablierten Gendermustern der Arbeitswelt: Es bestehe über Grenzen hinweg eine Nachfrage nach Frauen, die stereotyp als Frauenarbeit definierte Hilfstätigkeiten verrichteten. Daher trügen die Migrantinnen meist „nicht zur Destabilisierung der Geschlechternormen über die Arbeitsteilung im Haushalt bei“ (46), vielmehr verstärkten sie die Geschlechterhierarchien. Kyoko Shinozaki beschäftigt sich mit der Green Card. Dabei fällt ihr auf, dass die Anwerbepolitik über die Green-Card-Regelungen nicht allein zwischen Hoch- und Niedrigqualifizierung differenzieren, sondern mit diesen Zuordnungen zugleich nach Geschlecht segregierte Arbeitsmärkte verbunden seien, wobei Frauen in die Haushalte mit Pflegebedürftigen und Männer eher in die IT-Branche oder andere technische Bereiche lanciert würden. Der Migrationsforschung liege ein tief sitzender Gender-Bias zugrunde. Diesen Sammelband hat Lutz (Soziologieprofessorin in Frankfurt a. M.) im Auftrag der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zusammengestellt.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.27 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Helma Lutz (Hrsg.): Gender Mobil? Münster: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31414-gender-mobil_37395, veröffentlicht am 10.02.2010. Buch-Nr.: 37395 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken