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Martin Morlok / Ulrich von Alemann / Heike Merten (Hrsg.)

Gemeinwohl und politische Parteien

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Schriften zum Parteienrecht und zur Parteienforschung 36); 277 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-3519-1
Die Fragestellung des aus einer Tagung des Institutes für Deutsches und Europäisches Parteienrecht und Parteienforschung in Düsseldorf 2006 hervorgegangenen Sammelbandes vermag zu erstaunen. Dem Wortstamm nach sind politische Parteien – vom lateinischen pars (Teil) – ja gerade das Gegenteil des Allgemeinen. So ist die Doppelrolle der politischen Parteien als Mitproduzent des Gemeinwohls und als Hindernis der Gemeinwohlrealisierung bestimmendes Thema des Buches. Die Autoren beleuchten dabei unterschiedliche Aspekte. Christoph Gusy (Bielefeld) unternimmt einen ideengeschichtlichen Parforceritt durch die Diskussion um die Rolle von Parteien und Verbänden seit der Zeit des deutschen Konstitutionalismus. Bei aller differenzierten Kritik zeige sich, schreibt er, dass der Aufstieg von Parteien und Parlamenten ein Erfolgsmodell der Gemeinwohlrealisierung sei. Christoph Strünk (Düsseldorf) schlägt eine Schneise in das vielfältige Beziehungsgeflecht von Wissenschaft und Politik. Er demonstriert, wie einerseits die Politik zunehmend – vor allem im Zusammenhang technischer Regulierung – verwissenschaftlicht wird. Andererseits macht sich Parteipolitik wissenschaftlichen Sachverstand zu Nutze und die Wissenschaft selbst wird pluralistisch und politisch. Sehr instruktiv sind die Ausführungen Strünks zur Renaissance materialer Gemeinwohlkonzepte. Keith Ewing (London) berichtet über die Probleme des britischen Parteiensystems. Er grenzt dabei zunächst party government vom deutschen Konzept des Parteinstaates ab, indem er vor allem auf die Unabhängigkeit der britischen Parteien vom Staat hinweist. Die Krisenphänomene der Parteien im Königreich ähneln dagegen denen in Deutschland – Mitgliederschwund, sinkende Wahlbeteiligung, Unterfinanzierung. Abhilfe sieht Ewing in einer Abkehr vom elitär-oligarchischen Modell der Parteiorganisation und der Hinwendung zu mehr Partizipation, Transparenz und offener Kommunikation mit Wählern und Mitgliedern. Neben den wissenschaftlichen Beiträgen sind in dem Band auch die Diskussionsrunden, an denen sich Politiker beteiligten, abgedruckt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.331 | 2.22 | 2.5 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Martin Morlok / Ulrich von Alemann / Heike Merten (Hrsg.): Gemeinwohl und politische Parteien Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29483-gemeinwohl-und-politische-parteien_34901, veröffentlicht am 16.09.2008. Buch-Nr.: 34901 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken