Die Beschäftigung mit dem Begriff "Gemeinwohl" hat seit einiger Zeit Konjunktur, denn die damit verbundene Frage, was die Gesellschaft noch zusammenhält, "ist längst wieder intellektuell legitim und politisch dringlich geworden" (10). Das neunte Jahrbuch des WZB widmet sich diesem Thema aus unterschiedlichen - vorwiegend sozialwissenschaftlichen - Perspektiven. Den Anstoß bildete die Einrichtung einer "Querschnittsgruppe Gemeinwohl" im Rahmen einer einjährigen Forschungsprofessur von Schuppert am WZB zum Thema Institutionenbildung und Gemeinwohl. Die Beiträge gehen auf eine öffentliche Vorlesungsreihe zurück, die die Querschnittsgruppe in Verbindung mit der Arbeitsgruppe "Gemeinwohl und Gemeinsinn" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt hat. Inhalt: Annäherungen an den Gemeinwohlbegriff: Gunnar Folke Schuppert: Gemeinwohl, das. Oder: Über die Schwierigkeiten, dem Gemeinwohlbegriff Konturen zu verleihen (19-64); Karsten Fischer: Das öffentliche Interesse am Privatinteresse und die "ausgefranste Gemeinnützigkeit". Konjunkturzyklen politischer Semantik (65-86); Dieter Fuchs: Gemeinwohl und Demokratieprinzip (87-106). Auf der Suche nach Kriterien des Gemeinwohls: Christian Welzel: Gemeinwohl als Bürgerwohl: Die Perspektive der Humanentwicklung (109-126); Helmut Weidner: Wie nachhaltig ist das Gemeinwohl? (127-155); Christian Kirchner: Gemeinwohl aus institutionenökonomischer Perspektive (157-177); Robert Uerpmann: Verfassungsrechtliche Gemeinwohlkriterien (179-195). Kommunikation über Gemeinwohl: Rainer Döbert / Wolfgang van den Daele: Wessen Gemeinwohl ist mit wieviel Matthäus-Effekt vereinbar? Zur globalen Neuordnung der "Rechte des geistigen Eigentums" (199-218); Eva Barlösius: Common Sense über Gemeinwohl - der Beitrag der Statistik (219-238). Aspekte der Institutionalisierung von Gemeinwohl: Josef Isensee: Das Amt als Medium des Gemeinwohls in der freiheitlichen Demokratie (241-270); Ulrich K. Preuß: Citizenship und Gemeinwohl (271-294). Gemeinwohlakteure: Hans J. Lietzmann: Nichtregierungsorganisationen als Gemeinwohlakteure (297-314); Hans G. Nutzinger: Unternehmen und Gemeinwohl: Vaterlandslose Gesellen oder Beraubung der Anteilseigner? (315-326). Staatstypen und Gemeinwohl: Hans-Heinrich Trute: Gemeinwohlsicherung im Gewährleistungsstaat (329-347); Rudolf Steinberg: Langzeitverantwortung im Umweltstaat (349-365); Markus Jachtenfuchs: Versuch über das Gemeinwohl in der postnationalen Konstellation (367-385). Gemeinwohlorientierte Dienstleistungen: Dieter Plehwe: Europäische Universaldienstleistungen zwischen Markt und Gemeinwohl (389-420); Thomas Gerlinger: Gemeinwohlorientierungen und politische Steuerung im Wandel - das Beispiel der Gesundheitspolitik (421-444).