Raffelsbauer betrachtet den Themenkomplex „bürgerschaftliches Engagement“ aus einer qualitativen Perspektive: Am Beispiel zweier bayerischer Gemeinden untersucht er die These, ob Gemeinsinn vom Wohlstand abhängig ist. Er bestätigt, dass sich quantitativ in wohlhabenderen Gemeinden auch mehr Gemeinsinn nachweisen lässt, behauptet aber, dass in den materiell ärmeren Milieus aus qualitativer Sicht ebenfalls das gesamte Potenzial genutzt wird, jedoch weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Es lassen sich also aus qualitativer Perspektive laut Raffelsbauer keine Unterschiede im Gemeinsinn zwischen wohlhabenderen und ärmeren Gemeinden nachweisen. Die Arbeit beginnt mit einem Brückenschlag zwischen Theorie und Empirie, in dem zentrale Aspekte der Arbeit – Zivilgesellschaft, Sozialkapital, Normen und Werte, Gemeinschaft und Gesellschaft – erörtert und für die empirische Studie nutzbar gemacht werden. Im empirischen Teil widmet sich der Autor eingangs intensiv einer Diskussion der angewandten Methoden, qualitativer Interviews und deren Auswertung mittels der Grounded Theory und gibt dann minuziös die Untersuchungsschritte bis hin zu den einzelnen Interviews in Kurzform wieder. Im Diskussionsteil werden die Ergebnisse vorgestellt und kritisch gewürdigt. Tatsächlich bestätigen die beiden ausgewählten Gemeinden – Ebelsbach in Unterfranken und Gräfelfing in Oberbayern – die Hypothese, es bleibt aber offen, ob sich die Ergebnisse mit anderen Fällen, in anderen Bundesländern und anderen Milieus reproduzieren lassen.