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Markus Tausendpfund

Gemeinden als Rettungsanker der EU? Individuelle und kontextuelle Faktoren der Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zur Europäischen Union

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zur Wahl und Einstellungsforschung 23); 410 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-0023-3
Politikwiss. Diss. Mannheim; Begutachtung: J. W. van Deth, A. Vetter. – Europäische Richtlinien und Verordnungen werden in Deutschland zu einem großen Teil von den Gemeinden umgesetzt. Damit stellen die Kommunen „eine unmittelbare Brücke zwischen der weit entfernten EU und den Bürgern“ (18) dar. Markus Tausenpfunds Arbeit basiert auf einem umfangreichen Datensatz, der entstand, als im Zuge des Projektes „Europa im Kontext“ mehr als 12.000 Bürger und knapp 1.300 Kommunalpolitiker in 28 hessischen Gemeinden befragt wurden. Tausendpfund untersucht mittels eines ausgefeilten Methodendesigns (u. a. Regressionsanalysen, Hauptkomponentenanalysen und Mehrebenenmodelle) die individuellen Merkmale und kontextuellen Faktoren für die Zustimmung der Bürger zur EU. Als Analyseraster der Zustimmung der Bürger zur Staatengemeinschaft nutzt er das von Dieter Fuchs weiterentwickelte Modell der politischen Unterstützung David Eastons und unterscheidet damit zwischen Effektivität, Legitimität und Identifikation. Im Ergebnis sind es insbesondere politische Faktoren (beispielsweise das politische Interesse und Kosten‑Nutzen‑Überlegungen) sowie lokale und nationalstaatliche Orientierungen der Bürger, die ihre Zustimmung zur EU maßgeblich beeinflussen. „Je größer die Zufriedenheit mit den nationalen Autoritäten, je höher die Akzeptanz des nationalen Regimes und je stärker die Identifikation mit der nationalen Gemeinschaft, desto höher die europäische Effektivität, Legitimität und Identifikation.“ (343) Das lokale Umfeld hat jedoch – entgegen der theoretischen Erwartung – für die politischen Orientierungen der Bürger gegenüber der EU nur eine geringfügige Bedeutung. Tausendpfund bietet mit seiner Studie nicht nur neue Erkenntnisse im Bereich der EU‑Forschung und der lokalen Politikforschung, er liefert zugleich eine Anregung dazu, den politikwissenschaftlichen Blick verstärkt auf die lokale Ebene zu richten. Mithilfe des umfangreichen Datenmaterials der Studie sollten zahlreiche weitere empirische Forschungsarbeiten in Gang gesetzt werden, um die Bedeutung der lokalen Ebene als „Schule der Demokratie“ näher zu beleuchten.
Martin Gross (MGR)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Lehrstuhl Politische Wissenschaft III, Universität Mannheim.
Rubrizierung: 3.4 | 2.325 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Martin Gross, Rezension zu: Markus Tausendpfund: Gemeinden als Rettungsanker der EU? Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35921-gemeinden-als-rettungsanker-der-eu_44002, veröffentlicht am 04.07.2013. Buch-Nr.: 44002 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken