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Julian Pänke / Gereon Schuch / Malte Brosig / Rafał Kocot / Axel Olearius / Piotr Stankiewicz (Hrsg.)

Gegenwart der Vergangenheit. Die politische Aktualität historischer Erinnerungen in Mitteleuropa

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2007 (DGAP-Schriften zur Internationalen Politik); 234 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8329-2541-3
Im Januar 2006 fand in Budapest ein international besetztes Forum statt, an dem 30 junge Politikwissenschaftler, Soziologen, Journalisten, Historiker, Juristen sowie Nachwuchsführungskräfte aus den Bereichen Medien, Ministerialverwaltung und Diplomatischer Dienst teilnahmen. Ihr Thema war die Frage, „inwieweit geschichtliches Erbe und dessen Instrumentalisierung die Formulierung und Umsetzung politischer Strategien in Mitteleuropa beeinflusst“ (9). Die Beiträge sind in fünf Kapitel gegliedert, die jeweils mit eigener Einleitung und Schluss versehen sind. Gleichwohl kommt es zu Überschneidungen und Wiederholungen, was sicher nicht gänzlich zu vermeiden war. Thematisiert werden das Verhältnis von Geschichtspolitik und Erinnerungskulturen, die mitteleuropäische Außenpolitik, das Potenzial historischer Erinnerung hinsichtlich regionaler Entwicklungen und ethnischer Trennungslinien, die gegenwärtige Vergangenheitsbewältigung sowie die Darstellung der Geschichte in Kunst und Medien. In den kurzen, sich auf das Wesentliche beschränkenden Beiträgen wird ein Überblick gegeben, unter anderem für die Länder Ungarn, Polen, Litauen, Lettland und Kroatien. Nicht immer wird allerdings mehr geboten als ein paar pauschale Einschätzungen, wie zum Beispiel in dem Beitrag von Patrycja Sokołowska über die polnische Außenpolitik. Bedauerlicherweise fehlt in ihrem stereotypen Bild der deutsch-polnischen Missverständnisse ein Gedanke dazu, inwieweit Deutschland von polnischen Politikern aus innenpolitischen Gründen als Feindbild instrumentalisiert wird. Andere Autoren wie János Magdó mit seinem Beitrag über den Blick Ungarns auf die ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern oder Katarzyna Młyńczak über die (sich in den Anfängen befindliche) Politische Bildung in Polen schaffen es, auf wenigen Seiten ein differenziertes und facettenreiches Bild der gegenwärtigen Probleme und ihrer Rückbindung an die Vergangenheit zu entwerfen. Deutlich wird auf jeden Fall, wie Orsolya Szaszi schreibt, dass eine Vergangenheitsaufarbeitung die Voraussetzung für die Entstehung einer Zivilgesellschaft ist.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.31 | 4.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Julian Pänke / Gereon Schuch / Malte Brosig / Rafał Kocot / Axel Olearius / Piotr Stankiewicz (Hrsg.): Gegenwart der Vergangenheit. Baden-Baden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27755-gegenwart-der-vergangenheit_32596, veröffentlicht am 27.03.2008. Buch-Nr.: 32596 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken