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Dietrich Wagner

Friedensbündnis oder Militärmacht? Europas neue Rolle in der Weltpolitik

Münster: agenda Verlag 2012; 188 S.; pb., 24,80 €; ISBN 978-3-89688-488-6
Der Autor befasst sich mit verschiedenen Themen, die die sicherheitspolitische Rolle der EU vor dem Hintergrund globaler Machtverschiebungen berühren. So bietet er einen Überblick über den Wandel militärischer Sicherheit in Europa, erläutert die technischen Entwicklungen und skizziert wichtige Schritte der EU bei der Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik (GASP/ESVP). Einen Schwerpunkt nehmen die deutsche Außenpolitik und die Transformation der Bundeswehr ein. Aus diesen Ausführungen leitet er drei zentrale Herausforderungen her, die die europäische Sicherheitspolitik aktuell prägen und die den Rahmen für seine Argumentation abstecken: Vor dem Hintergrund verschiedener Belastungen der transatlantischen Beziehungen müsse die EU erstens mehr Eigenverantwortung für ihre Sicherheit aufbringen. Hinzu komme, dass, zweitens, durch die Finanzkrise die Verteidigungsbudgets in vielen EU‑Mitgliedstaaten seit 2009 spürbar gekürzt worden seien. Drittens weise die derzeitige Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik – trotz vielfach erfolgreich abgeschlossener Missionen und einer anerkennenswerten Kompetenz in der internationalen Konfliktlösung – strukturelle Mängel, divergierende Interessenlagen zwischen den EU‑Mitgliedstaaten und deren fehlende Bereitschaft auf, nationale Kompetenzen und Souveränitätsrechte abzutreten. Der vom Autor als „krasses Missverhältnis zwischen globalen Ambitionen und (national‑)staatlicher Borniertheit“ (12) bezeichnete Zustand erfordere dringend eine Neuausrichtung der europäischen Sicherheitsstrategie. Zwar weise die 2003 verabschiedete Europäische Sicherheitsstrategie „erste Ansätze einer politisch‑strategischen Orientierung der EU“ (113) auf, doch habe sie das eigentliche Problem nicht beheben können. Eine Lösung und quasi logische Antwort auf gegenwärtige Bedrohungen und Konfliktszenarien sieht der Autor im Aufbau einer Europäischen Sicherheits‑ und Verteidigungsorganisation (ESO) mit einer supranational organisierten europäischen Armee. Damit kommt Wagner zum Kern seines Anliegens und skizziert Wege zur Umsetzung der ESO und das Modell einer EU‑Armee nach dem Vorbild von Eurokorps. Wagner unterbreitet somit konkrete Vorschläge und bietet mit den dargelegten Fakten und Zusammenhängen Denkanstöße für die politische Diskussion über die weitere Vergemeinschaftung der europäischen Verteidigungspolitik.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.6 | 4.41 | 4.1 | 2.324 | 4.21 | 2.64 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Dietrich Wagner: Friedensbündnis oder Militärmacht? Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36749-friedensbuendnis-oder-militaermacht_43441, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 43441 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken