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Ulrike Borchardt / Angelika Dörfler-Dierken / Hartwig Spitzer (Hrsg.)

Friedensbildung. Das Hamburger interdisziplinäre Modell

Göttingen: V&R unipress 2014 (V & R Academic); 325 S.; kart., 39,99 €; ISBN 978-3-8471-0244-1
Bei diesem Sammelband handelt es sich um eine Zusammenstellung von ausgewählten Vorträgen, die seit 2009 im Rahmen des interdisziplinär angelegten Lehrangebotes Friedensbildung/Peacebuilding an der Universität Hamburg gehalten worden sind. Die Struktur des Bandes ist an die fünf Oberthemen Ermunterung zum Frieden, Konfliktfelder und Konfliktdynamiken, konstruktive Konfliktbearbeitung, Gewaltprävention sowie Gewaltnachsorge und Versöhnungsarbeit angelehnt. Jeder Themenbereich wird durch einen knappen Überblickstext der Herausgeber_innen eingeleitet. Neben Artikeln zur Entstehung der Friedensforschung und der sie begleitenden gesellschaftlichen Entwicklungen enthält der Band auch Beiträge, die sich konkret mit der praktischen Anwendung von Ansätzen aus der Friedensbildung auseinandersetzen. Zur erstgenannten Kategorie zählt Volker Matthies‘ Bestandsaufnahme der Debatte um die Möglichkeiten der Verhinderung von Kriegen durch Maßnahmen der Konfliktprävention. Er nimmt die vielfach enttäuschten Hoffnungen auf eine Belebung von globalen Ansätzen zur Kriegsprävention nach dem Ende des Kalten Kriegs als Ausgangspunkt für einen Überblick über die Genese des Präventionskonzepts und der daran geäußerten Kritik. Hierzu gehört auch die Identifikation und Benennung des zukünftigen Forschungs‑ und Handlungsbedarfs, den der Autor insbesondere im Bereich des Zusammenspiels von Frühwarnsystemen und frühzeitigem Handeln unter Einbindung lokaler Akteure sieht. Dabei gilt allerdings, wie Matthies abschließend nüchtern feststellt, dass „die Rede von Prävention einfacher ist als derselben Taten folgen zu lassen“ (115). Wie konkretes präventives Handeln aussehen kann, zeigen Dieter Lünse und Katty Nöllenburg auf einer anderen Ebene. Sie thematisieren die Gewaltprävention an Schulen und die damit einhergehenden Herausforderungen am Beispiel einer Hamburger Stadtteilschule. Dabei weisen sie unter anderem darauf hin, dass selbst erfolgreiche Gewaltprävention zu einem „Zufallsprodukt [werden kann], wenn nicht parallel Evaluation und Qualitätsentwicklung mit geeigneten Instrumenten mit aufgebaut“ (243) werden. Dass dies auch unter Beteiligung der Schüler_innen gelingen kann, zeigt das Beispiel des Projekts „Lernen ohne Angst“. Wie dies konkret umgesetzt werden kann, erläutert Nöllenburg anhand von vier Phasen zur Evaluation und Qualitätssicherung, in denen die Schüler_innen ihr Schulklima selbst analysieren. Zusammengenommen zeugt der Band von der Vielfalt der Themen und Fragestellungen des interdisziplinären Forschungsfeldes Friedensbildung, die hier eine theoretische wie praktische Bearbeitung erfahren.
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Rubrizierung: 4.414.423.62.612.67 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Ulrike Borchardt / Angelika Dörfler-Dierken / Hartwig Spitzer (Hrsg.): Friedensbildung. Göttingen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38540-friedensbildung_46566, veröffentlicht am 18.06.2015. Buch-Nr.: 46566 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken