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Michael Kilpper

Freiheit ohne Staat? Eine Kritik des libertären Ordnungsentwurfes einer reinen Privateigentumsgesellschaft

Stuttgart: Lucius & Lucius 2009; 170 S.; kart., 34,- €; ISBN 978-3-8282-0461-4
Politikwiss. Diss. Bamberg. – Der Libertarismus ist eine Gesellschaftstheorie, die individuelle Freiheit als ihren Ausgangspunkt betrachtet. Freiheit kann jedoch nicht ohne Ordnung bestehen. Den Staat betrachten Libertäre aber als Gefahr, da er den individuellen Entscheidungsraum beschneidet und nicht-freiheitliche Regeln zulässt. Daher plädieren sie für eine geordnete Anarchie, in der Regeln ohne den Staat nur über Verträge oder Absprachen zwischen Individuen Gültigkeit erlangen und durchgesetzt werden. Der Libertarismus beansprucht, die einzige konsistente liberale Theorie zu sein. Kilpper zeigt dagegen, dass der libertäre Ordnungsentwurf weder Rechtsgleichheit noch liberale Rechtsinhalte sicherstellen kann und so Gefahr läuft, zu einer „anarchistischen Position ohne liberale Inhalte“ (3) zu werden. Der Autor legt zunächst in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Eigentumsrecht als individuelles Freiheitsrecht dar, dass es für ein rationales Individuum nicht zwingend ist, sich libertären Normvorstellungen anzuschließen. Seine Untersuchung zeigt, dass ein privater Sicherheitsmarkt, der das staatliche Gewaltmonopol durch Wettbewerb ersetzt, vorstellbar ist. Probleme ergeben sich jedoch bei der Bereitstellung von Kollektivgütern. Diese lassen sich privat nur unter bestimmten Bedingungen herstellen. Allerdings liegt aus libertärer Sicht gerade in der staatlichen Bereitstellung von Kollektivgütern die Gefahr, individuelle Freiheitsrechte zu stark zu beschneiden. Kilpper vergleicht die Option, einen Staat an Recht zu binden und so zu begrenzen, mit der Absicherung libertärer Normen in einer geordneten Anarchie. Eine geordnete Anarchie könne nur dann stabil sein und die Intentionen einer liberalen Theorie erfüllen, wenn alle Individuen von libertären Normen überzeugt seien. Da diese Voraussetzung in der Realität kaum zu erfüllen sei, scheitere der „libertäre Ordnungsentwurf und kann nicht einmal sicherstellen, dass die individuellen Menschenrechte unveräußerlich sind.“ (161). Die interessante Untersuchung von Kilpper zeigt, dass ohne den Staat von individueller Freiheit nicht viel bleibt.
Johannes Jüde (JÜ)
Student, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München, Hochschule für Philosophie München.
Rubrizierung: 5.43 Empfohlene Zitierweise: Johannes Jüde, Rezension zu: Michael Kilpper: Freiheit ohne Staat? Stuttgart: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32044-freiheit-ohne-staat_38222, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38222 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken