Frauenpolitik und politisches Handeln von Frauen. Ein Versuch im Licht der Begrifflichkeit von Hannah Arendt
Die Autorin unternimmt nicht den Versuch, aus dem politischen Denken Arendts im Nachhinein eine feministische Theorie zu konstruieren. Vielmehr stellt sie klar, dass Arendt selbst der Frauenbewegung eher kritisch gegenüberstand und Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern weniger als ein Problem des Öffentlichen betrachtete, sondern eher dem privaten Bereich zurechnete. Die Autorin knüpft an Arendts Begrifflichkeiten, so z. B. Natalität, Pluralität, Welt, Arbeit, politisches Handeln etc. an und führt diese heuristisch zu einer Begründung politischen Handelns von Frauen. In einem weiteren Schritt konfrontiert Genth ihr mithilfe von arendtschen Begriffen gewonnenes eigenes Modell von Frauenpolitik mit der Frauenbewegung im Nachkriegsdeutschland sowie den späten 60er- und 70er-Jahren. Beide seien letztlich daran gescheitert, "dass ihre Mitglieder dem Ausschluß der Frauen als Parias nicht mit der Entscheidung begegnet sind, als 'bewußte Parias' zu handeln und den Begründungszusammenhängen des Geschlechterverhältnisses nachzugehen" (103). Nachhaltig emanzipatorische Ziele könnten, so Genth, nur dann politisch erfolgreich erstritten werden, wenn Gleichheit und Gleichstellung auch auf einer "Gleichverpflichtung" im Bereich "der gesamten Subsistenzarbeit" (8) basieren. Somit müsse auch die Aufteilung von Verpflichtungen im Zentrum der Verhandlungen stehen.