Geschichtswiss. Diss. Bochum; Gutachter: N. Frei, H. Rousso. - Deutsche Kriegsverbrecher wurden nicht nur vor deutschen, sondern auch vor französischen Gerichten angeklagt und verurteilt. Die Autorin beschreibt, wie die französischen Militärgerichte mit diesen Angeklagten umgingen und arbeitet heraus, dass die Gerichte in den ersten Jahren nach dem Krieg deutlich härtere Urteile fällten als in späteren Jahren. Dies kam vor allem denjenigen Angeklagten zugute, die wegen schwerer Verbrechen angeklagt waren, da diese Prozesse aufgrund der aufwendigen Ermittlungsarbeiten relativ spät stattfanden. Als Gründe für die Entwicklung nennt sie u. a. das vor allem in den ersten Jahren nach dem Krieg stärker ausgeprägte Bedürfnis nach Vergeltung in der französischen Gesellschaft sowie den veränderten politischen Kurs Großbritanniens und der USA vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts. Wichtig sei auch die Kritik an einem neu verabschiedeten politisch sehr umstrittenen Kriegsverbrechergesetz gewesen. Es habe den Unschuldsbeweis auf den Angeklagten übertragen und die Akzeptanz der französischen Verfahren stark beschädigt. Im Anschluss daran zeigt Moisel, dass deutsche Behörden Angeklagte, die während des NS-Regimes in Frankreich aktiv gewesen waren, oft nicht energisch genug verfolgten. Es dominierte das politische Interesse an der Aussöhnung mit Frankreich, wie auch umgekehrt die französische Regierung seit dem Beginn der 50er-Jahre vornehmlich auf die deutsch-französische Zusammenarbeit setzte.