Im Mai 2007 gewann Nicolas Sarkozy die französischen Präsidentschaftswahlen mit über 53 Prozent der abgegebenen Stimmen deutlich – angesichts einer scheinbar starken Linken ein merkwürdiger Sieg, meint der Politikwissenschaftler Tiberj, mit dessen Beitrag die Betrachtung der (vor allem außen‑)politischen Ereignisse im Jahre 2007 beginnt. Sarkozy habe gesiegt, weil er sich im Wahlkampf nicht auf ein einzelnes Thema konzentriert habe, sondern dem Wandel der Wertvorstellungen, der in allen westlichen Demokratien zu beobachten sei, Rechnung getragen habe. So habe er bei den wirtschafts‑ und sozialpolitischen Themen das übliche Links‑Rechts‑Schema aufgebrochen und „stattdessen der Solidargemeinschaft eine Gesellschaft des Verdienstes“ (26) gegenübergestellt. Andere schwierige Themen wie Kriminalität, Immigration und Integration habe er ebenfalls auf seine Agenda gesetzt und damit der Deutungshoheit der rechten Front National entzogen. Möglich sei der Wahlerfolg schließlich auch geworden, weil Sarkozy gekonnt mit den Medien umgegangen sei. Auf diese Analyse folgen Betrachtungen darüber, ob Sarkozy wie angekündigt nach seinem Wahlsieg mit der Politik seiner Vorgänger gebrochen hat. Untersucht wird diese Frage anhand von außenpolitischen Beispielen sowie der Industriepolitik. Für den Bereich der Europa‑Politik stellt Martin Koopmann fest, dass entgegen aller Ankündigungen das erste Amtsjahr „von unübersehbaren Elementen der Kontinuität geprägt war“ (31). Auszumachen seien allerdings neue Akzente. So vertrete Sarkozy die Ansicht, dass „jede künftige Erweiterung durch einen Reformschritt der EU vorbereitet werden müsse“ (32). Auch hinsichtlich der Afrika‑Politik sieht Andreas Mehler keinen Bruch mit der bisherigen Haltung, möglicherweise aber werde Sarkozy diese Politik mit weniger Pathos fortführen und stärker an den gegenwärtigen Interessen Frankreichs ausrichten. Der Band ist das Ergebnis der Pilotphase des deutsch‑französischen Zukunftsdialogs, der von der Deutschen Gesellschaft für Politik, dem Institut français des relations internationales und der Robert Bosch Stiftung initiiert wurde.