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Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.)

Frankreich Jahrbuch 2007. 50 Jahre V. Republik. Redaktion: Henrik Uterwedde

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 324 S.; brosch., 44,90 €; ISBN 978-3-531-15797-9
Der Band ist dem fünfzigjährigen Bestehen von Frankreichs V. Republik gewidmet. Sein multidisziplinärer Anspruch drückt sich in den Arbeitsbereichen der Autoren aus: Politikwissenschaft, Verfassungsrecht, Soziologie, Geschichtswissenschaft. Es kommen aber auch Praktiker zu Wort. Die Autoren beschäftigen sich mit den Motiven der Gründerväter und der Entwicklung der Verfassung, sie sprechen aber auch durchaus kritische Fragen der französischen Demokratie an: Rolle der Parlamentarier, Reformfähigkeit, sozialer Dialog, politische Partizipation und Protest. Letztere Punkte schlagen sich in dem sehr interessanten Aufsatz Pierre Bréchons über die politische und gesellschaftliche Partizipation in der V. Republik nieder. Empirisch fundiert und meinungsfreudig deutet der Autor die Entwicklung der Wahlbeteiligung. Seit den 80er-Jahren ist in Frankreich eine stete Zunahme der Stimmenthaltung zu verzeichnen, jedoch, so Bréchon, ist festzustellen, „dass nicht der Anteil der gewohnheitsmäßigen Nichtwähler zunimmt, sondern die Zahl der gelegentlichen Nichtwähler, was sich mit der Entwicklung der politischen Werte in einer von der Individualisierung geprägten Kultur deckt“ (117). So mag zwar die Wahlbeteiligung sinken, die gesellschaftliche Beteiligung insbesondere aus Protest sei jedoch im Aufschwung begriffen. Von einem sehr grundsätzlichen Standpunkt aus nähert sich Nicolas Tenzer dem Interaktionsfeld der politischen Institutionen und der französischen Gesellschaft. Seine Diagnose fällt düster aus: „Letztlich entsprechen die französischen Institutionen unserer Soziologie, die politisch nicht liberal ist: fehlende Transparenz, unzulängliche Kontrollen [...], Dominanz des Profitdenkens“ (187). Abhilfe liegt für Tenzer in der Entwicklung hin zu einem „strikten Präsidialsystem“ (190) und zugleich in der Stärkung des Parlaments. Die Beiträge sind aus der Jahrestagung des Deutsch-Französischen Instituts im Juni 2007 hervorgegangen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.): Frankreich Jahrbuch 2007. Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28969-frankreich-jahrbuch-2007_34207, veröffentlicht am 25.11.2008. Buch-Nr.: 34207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken