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Christian Lequesne

Frankreich im neuen Europa. Übersetzung aus dem Französischen von Hans Dieter Metz

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Denkart Europa. Schriften zur europäischen Politik, Wirtschaft und Kultur 17); 114 S.; brosch., 15,- €; ISBN 978-3-8329-6999-8
Deutschland wiedervereinigt, die Sowjetunion aufgelöst, zahlreiche neue Demokratien in Mittel‑ und Osteuropa und schließlich eine Erweiterung der Europäischen Union von zwölf Mitgliedern 1994 auf siebenundzwanzig Mitglieder 2008. – Lequesne beschreibt die politischen Veränderungen der etwa letzten zwanzig Jahre als einen Schock für die französische Außenpolitik. Selbstverständlich hat sich damit die Machtposition Frankreichs „im Spiel der europäischen Kompromisse“ (11) verändert und Lequesne sieht die französische Außenpolitik in einer Art von nostalgischer Starre. Von Anfang an habe sie eher die Risiken einer Öffnung der EU unterstrichen, was im Osten durchaus wahrgenommen wurde. Dies „belastet bis heute die Befähigung Frankreichs, eine wirklich vertrauensvolle Beziehung mit den neuen Mitgliedern […] zu entwickeln“ (30). Ganz ähnlich urteilt der Autor über die ablehnende französische Position zu einem EU‑Beitritt der Türkei. Dem nicht nur in Frankreich schon fast klassisch vorgebrachten Argument der historisch‑kulturellen Verschiedenheit der Türkei begegnet der Autor damit, „dass die Union eine zu erfindende Form ist und keineswegs ein traditionelles Erbe“ (70). Dass das Land mit Blick auf seine Demokratie noch keine EU‑Standards erfülle, lässt er zwar gelten, betrachtet dies jedoch als eine Frage der Zeit. Und auch den Einwand einer möglichen Verwicklung in Regionalkonflikte (irakisches Kurdistan, Georgien, Syrien) münzt der Autor um, indem er dies als Möglichkeit zur Stärkung einer europäischen Außenpolitik sieht. Abschließend macht Lequesne sich für drei Punkte stark: Zuerst müssten die französischen Eliten „die fixe Idee aufgeben“ (108), dass die EU fester Grenzen bedürfe. Zweitens müsse nach dem „Nie wieder!“, das die junge Generation als gemeinsames Narrativ nicht mehr so stark anspreche, eine neue Botschaft der EU gefunden werden. Mehr Engagement für die europäische Sache wünscht sich der Autor zuletzt auch von der politischen Führung: „Besonders die deutschen Kanzler, ob sie Schmidt oder Kohl hießen, zeigten mehr Engagement für Europa als heute Merkel“ (113).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.7 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Christian Lequesne: Frankreich im neuen Europa. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34863-frankreich-im-neuen-europa_41909, veröffentlicht am 31.05.2012. Buch-Nr.: 41909 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken