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Thore Prien

Fragmentierte Volkssouveränität. Recht, Gerechtigkeit und der demokratische Einspruch in der Weltgesellschaft

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Studien zur Politischen Soziologie 4); 176 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8329-4656-2
Soziolog. Diss. Flensburg; Gutachter: H. Brunkhorst, S. Costa. – Rechtssoziologische Studien sind bisweilen sprachlich sperrig sowie im Hinblick auf ihre analytischen Kategorien oftmals nur schwer zugänglich – und so verhält es sich auch mit dieser Arbeit. Prien beschäftigt sich mit dem Spannungsverhältnis von Demokratie und Recht in der Weltgesellschaft. Er geht davon aus, dass das Prinzip der Repräsentation in Zeiten einer voranschreitenden Internationalisierung des Rechts seine Bedeutung als partizipatorisches Bindeglied zwischen der gesellschaftlichen und der politischen Sphäre verloren hat. Deshalb widmet er sich der Frage, welche demokratischen Entwicklungspotenziale die Weltgesellschaft besitzt. Seine Argumentation bewegt sich zunächst in systemtheoretischen Bahnen. Sie wendet sich dann dem von Hardt und Negri entwickelten Empire-Ansatz sowie dem Habermas’schen Modell der Weltinnenpolitik zu. Prien greift bei der Errichtung seines Theoriegebäudes auf Versatzstücke beider Entwürfe zurück. Sie werden dabei aus ihrem Ursprungkontext gelöst und in neue Argumentationskontexte eingebettet. Zudem betrachtet Prien die Entwicklung der Weltgesellschaft aus einer Perspektive, die an die politischen Ideen der Französischen Revolution anknüpft. Die von Hardt/Negri sowie Habermas identifizierten emanzipatorisch-partizipatorischen Potenziale der Weltgesellschaft erscheinen in diesem Blickwinkel als Ausdruck einer „fragmentierten Volkssouveränität“ (154). Insgesamt diskutiert Prien eine durchaus interessante Frage. Gleichwohl kann sein Argumentationsgang nur partiell überzeugen. Zudem bleiben wichtige methodische Fragen ungeklärt. Eine ausführliche Darstellung des Forschungsdesigns findet sich in der Arbeit leider nicht. Priens Ausführungen verlieren sich obendrein in einer Fülle von Zitationen, deren Sinn und Zweck sich nicht immer zur Gänze erschließen. Darüber hinaus wird nicht immer deutlich, auf welcher Analyseebene sich der Autor bewegt: Geht es ihm um eine rein abstrakte Abhandlung des zu untersuchenden Phänomens oder will er auch konkrete Handlungsanweisungen geben? Letztes kann aber nur gelingen, wenn Prien Abstand davon nimmt, die normativ-theoretische Kategorie Weltgesellschaft empirisch zu wenden – ein solcher Versuch ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, ein Blick auf den Verlauf der Französischen Revolution vermag dies trefflich zu zeigen.
Jörn Ketelhut (JK)
Dr., Dipl.-Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 4.42 | 4.1 | 5.41 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Jörn Ketelhut, Rezension zu: Thore Prien: Fragmentierte Volkssouveränität. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32355-fragmentierte-volkssouveraenitaet_38603, veröffentlicht am 30.11.2010. Buch-Nr.: 38603 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken