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Hinnerk Meyer

Formationsphasen der europäischen Integrationspolitik im Vergleich. Relance Européenne (1954/55-1958) und Lancierung des Binnenmarktes (1985-1993) im Urteil der Bundesrepublik, Frankreichs und Großbritanniens

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2014 (Historische Europa-Studien 12); 431 S.; 49,80 €; ISBN 978-3-487-151529-8
Diss. Hildesheim; Begutachtung: M. Gehler, F.‑K. Kroll. – Die Geschichte der europäischen Integration lasse sich immer als ein Wechselspiel von Perioden des Aufbruchs und der Stagnation beschreiben, konstatiert Hinnerk Meyer. Er zitiert den Politikwissenschaftler Ludger Kühnhardt, der den Einigungsprozess „als das Ergebnis von ‚trial and error‘ bezeichnet“ (8). Auf Krisenerscheinungen folgten neue Integrationsschübe, was, so Meyer, insbesondere auf die beiden Zeitabschnitte zutrifft, die er in den Fokus nimmt und die als „‚Formationsphasen‘ der westeuropäischen Einigungsbestrebungen“ (9) gelten. Zum einen handelt es sich um den im Mai 1952 unterzeichneten Vertrag über die Bildung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG), der im August 1954 aufgrund der Nicht‑Ratifizierung im französischen Parlament scheiterte und eine Krise in der noch jungen Geschichte der europäischen Einigung auslöste. Daraufhin sei eine Relance Européenne, ein integrationspolitischer Neuanlauf, erfolgt, an dessen Ende die Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie der Europäischen Atomgemeinschaft gestanden habe. Eine zweite Aufbruchsphase verortet Meyer ab der zweiten Hälfte der 1980er‑Jahre. Nach den 1970er‑Jahren haben sich die Europäischen Gemeinschaften in einem Zustand befunden, der durch Passivität und Stagnation geprägt war und als Eurosklerose bezeichnet wird. Dieser wurde dann nach 1985 mit dem in der Einheitlichen Europäischen Akte aufscheinenden Binnenmarktprogramm überwunden und die weitere Entwicklung schließlich mit der Schaffung der Wirtschafts‑ und Währungsunion durch den Vertrag von Maastricht 1993 gekrönt. Gemeinsam sei beiden Phasen, so der Autor, dass sie nicht durch Erweiterung, sondern durch die Vertiefung der europäischen Integration geprägt gewesen seien. Die Ökonomie habe jeweils als „Triebfeder“ (243) gedient und die Handlungsfähigkeit der europäischen Institutionen sei gestärkt worden. Der Vergleich verdeutlicht weitere Parallelen: Die Krisensituationen seien jeweils als Chance gesehen worden und die entscheidenden Anstöße aus den Staaten selbst sowie aus den europäischen Institutionen gekommen. Jedoch habe sich der Kontext des Jahres 1954 von jenem zu Beginn der 1980er‑Jahre insofern unterschieden, als das Scheitern der EVG eine Ratifizierungskrise, die Eurosklerose der frühen 1980er‑Jahre hingegen ein Zustand gewesen sei.
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Rubrizierung: 3.13.74.214.222.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Hinnerk Meyer: Formationsphasen der europäischen Integrationspolitik im Vergleich. Hildesheim/Zürich/New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38991-formationsphasen-der-europaeischen-integrationspolitik-im-vergleich_46783, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 46783 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken