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Gotthold Schramm (Hrsg.)

Flucht vor der Junta. Die DDR und der 11. September

Berlin: edition ost 2005; 224 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 3-360-01067-1
„Die Verbindung zwischen Chile und der DDR offenbart sich auch in der Analogie des gewaltsamen Endes beider Republiken.“ (Frank Schumann [32]) Manchmal genügt wie in diesem Fall ein einziger Satz, um die inhaltliche Ausrichtung eines Buches auf den Punkt zu bringen. Die Autoren, „seinerzeit in dieser Angelegenheit an exponierten Plätzen engagiert“ (7), arbeiten die Beziehungen der DDR und Chiles auf der Grundlage persönlicher Erlebnisse auf. Der zeitliche Abstand seit dem Putsch gegen Allende hat aber zu keiner differenzierten Sichtweise geführt – zwischen den Buchdeckeln tobt weiterhin der Kalte Krieg. Auch stellt sich der Eindruck ein, dass es den Autoren vor allem um eine Rechtfertigung der DDR und ihrer selbst geht – zu ihnen zählen u. a. ehemalige Mitarbeiter der Staatssicherheit und zwei Brüder (von denen der eine beim BND arbeitete), die beide 1989 als Stasi-Spione verhaftet und verurteilt wurden. Die DDR habe insgesamt 1.500 Flüchtlinge aufgenommen, ist zu lesen, meist politische Funktionäre und ihre Familienangehörigen. Diese eher kleine Zahl wird in keinen historischen Kontext gestellt, es gibt keinen Hinweis auf die viel höhere Zahl z. B. der vietnamesischen Flüchtlinge, die ebenfalls in den Siebzigerjahren in der Bundesrepublik aufgenommen wurden. Und der Hinweis im einzigen Beitrag eines Chilenen, dass man sich in der DDR eingesperrt gefühlt habe, wird von den anderen Autoren dezent ignoriert.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.314 | 2.65 | 2.313 | 2.315 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Gotthold Schramm (Hrsg.): Flucht vor der Junta. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24390-flucht-vor-der-junta_28127, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28127 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken