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Andreas H. Apelt (Hrsg.)

Flucht, Ausreise, Freikauf. (Aus-)Wege aus der DDR

Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2011; 120 S.; geb., 9,95 €; ISBN 978-3-89812-859-9
Anlässlich des 50. Jahrestages des Berliner Mauerbaus organisierte der Verein Deutsche Gesellschaft im Juni 2011 ein eintägiges Symposium, um mit namhaften Wissenschaftlern, Journalisten und Zeitzeugen über die drei damals möglichen Wege aus der DDR zu debattieren: Flucht, Ausreise und Freikauf. Im Blickpunkt der Veranstaltung stand die Frage, „in welcher Weise Bestrebungen, die DDR zu verlassen, die nationalen Freiheits- und Einheitsbestrebungen beeinflussten“ (12). Dieses Thema ist dem Verein vor allem deshalb wichtig, weil bis heute keine Einigkeit darüber besteht, ob der Weggang von DDR-Bürgern das Land stabilisiert und/oder die Opposition geschwächt hat. Die Vorträge des Symposiums werden in diesem Buch dokumentiert. Zu jedem der drei (Aus-)Wege findet sich ein Beitrag. Darin werden die historische, politische und zum Teil auch rechtliche (vor allem im Vortrag von Schroeder) Situation umrissen, die Zahl der Geflüchteten, Freigekauften und Ausgereisten genannt, die offizielle Rechtfertigung des DDR-Regimes unter Berücksichtigung geänderter Argumentationen im Zeitverlauf wiedergegeben sowie die tatsächlichen Beweggründe des sozialistischen Landes und der Bundesrepublik beleuchtet. Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat Klaus Schroeder geht besonders intensiv auf den Beitrag der Flucht- und Aussiedlerbewegung zum Sturz der DDR ein, aber auch die anderen beiden Autoren widmen sich diesem Aspekt. In den anschließenden Gesprächen mit den jeweiligen Referenten sowie Zeitzeugen und Journalisten versucht der Moderator unter anderem eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage zu finden, ob die DDR durch den Weggang ihrer Bürger stabilisiert oder geschwächt wurde. So sieht der Leiter des Notaufnahmelagers Marienfelde Harald Fiss in der Fluchtbewegung einen wichtigen Faktor für den Untergang der DDR. Aber er macht auch deutlich, dass die „Menschen, die in der DDR geblieben sind, […] 1989 mit dem SED-regierten Staat abgerechnet“ (83) haben. Dementsprechend haben seiner Ansicht nach sowohl Flüchtlinge als auch Gebliebene maßgeblich zum Zusammenbruch des Regimes beigetragen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.314 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Andreas H. Apelt (Hrsg.): Flucht, Ausreise, Freikauf. Halle (Saale): 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34747-flucht-ausreise-freikauf_41767, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 41767 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken