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Bettina Haidinger / Käthe Knittler

Feministische Ökonomie. INTRO. Eine Einführung

Wien: Mandelbaum Verlag 2014 (kritik & utopie); 167 S. ; 12,- €; ISBN 978-3-85476-629-2
„Geschlechterkritisch, parteiisch und aus dem Leben gegriffen“ (12) ist den Autorinnen zufolge der Anspruch einer feministischen Ökonomie, den sie in ihrem Überblicksband selbst vertreten wollen. Damit wenden sie sich nicht nur gegen das strategische Schweigen der Mainstream‑Ökonomie zu Ungleichheitsverhältnissen entlang der Geschlechterfrage, sondern auch gegen ein objektives Wissenschaftsverständnis – hinter dem die männlich codierte Rationalität einen kategorischen Ausschluss des Weiblichen reproduziere – und gegen die Abstraktion der Wirtschaftswissenschaft von den realen Verhältnissen. In neun Kapiteln werden so Themenfelder einer feministischen Ökonomie vorgestellt, die über die Geschichte von (vergessenen) Ökonominnen und ihren Erkenntnissen bis zu aktuellen Theoriedebatten zwischen einer konstruktivistischen und einer materialistischen Perspektive reichen. Ein zentraler Ansatzpunkt ist dabei immer wieder der neoklassische Mainstream der Ökonomie, dessen methodologischer Individualismus und mikroökonomischen Imperative gezielt die gesamte Ökonomik entpolitisierten. Im Neoliberalismus erhebe sich ein solches Paradigma schließlich zum gesellschaftlichen Strukturprinzip. So ergebe es sich beispielsweise vor der Hintergrundannahme des homo oeconomicus, dass es „naheliegender, rationaler und effizienter [sei], sich als Frau auf Haus‑ und Reproduktionsarbeit ‚zu spezialisieren‘“ (65). Solche ideologischen Fehlschlüsse innerhalb der Theorie aufzudecken und zu kritisieren, wird als eine Errungenschaft der feministischen Erweiterungen der Ökonomie vorgestellt. Darunter lässt sich zum einen die Debatte zur Anerkennung der Hausarbeit als spezifisches Ausbeutungsverhältnis im Kapitalismus fassen. Zum anderen zählt hierzu die Kritik an statistischen Verfahren – beispielsweise zur adäquaten Erfassung des Einkommensunterschieds innerhalb der Lohnarbeit –, das Messen eines alternativen BIP und nicht zuletzt die „aktuell wohl wichtigste Debatte“ (108) um Care‑ und Reproduktionsarbeit. Die Autorinnen schließen mit einem aus derlei Perspektive formulierten Ausblick auf eine „postpatriarchale wie postkapitalistische Ökonomie“ (150) und liefern damit eindeutig mehr als nur eine gelungene Einführung.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.452.27 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Bettina Haidinger / Käthe Knittler : Feministische Ökonomie. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37195-feministische-oekonomie_44666, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 44666 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken