Feministische Demokratietheorie. Thesen zu einem Projekt
Nach wie vor ist die moderne repräsentative Demokratie in ihrer Theorie und Praxis androzentrisch strukturiert und löst ihr Versprechen auf uneingeschränkte Inklusion - auf Freiheit und Gleichheit für alle - keineswegs ein. Holland-Cunz zufolge ist zwar mittlerweile eine gelungene Teilintegration frauenpolitischer Belange feststellbar, doch sei die Kehrseite dieser akademischen Professionalisierung und praktisch-politischen Institutionalisierung der Verlust "an praktisch-politischer Aufregung und an politiktheoretischer Schärfe" (10). Immer noch stehe die Erfindung einer feministischen Demokratietheorie aus. Um aber innovativ und politisch wirksam zu sein, so Holland-Cunz, müsse die Frage nach frauenpolitischen Zielen und entsprechenden Strategien angesichts der veränderten Lage feministischer Theorie und Praxis neu formuliert werden. Im Vordergrund stehe dabei die Suche nach Begriffen und Konzepten, die zwischen Utopie und Realdemokratie ein geeignetes Fundament darstellen könnten, um feministische Theorie zu aktualisieren und weiterzuentwickeln. Holland-Cunz rekapituliert unter diesem Gesichtspunkt die ganze Bandbreite feministischer Alternativvorschläge von den literarischen Utopien der 70er Jahre über die realdemokratischen Ansätze der 80er Jahre bis zu den aktuellen radikaldemokratischen Konzepten erstmalig in systematischer Form. Kontrastiert werden diese mit ausgewählten Arbeiten des politiktheoretischen male streams zu all denjenigen Aspekten, die im Mittelpunkt feministischer Demokratiekonzeptionen standen: Vorstellungen zur direkten, zur partizipatorischen, zur radikalen und zur diskursiven Demokratie.