„Der Faschismus als Träger von politischer Macht existiert momentan nicht – und dennoch ist der Faschismus als Ideologie und politische Bewegung nicht tot“ (109), resümieren die Autoren ihre basale Auseinandersetzung mit einem schon unzählige Male behandelten Thema. Was sie zur Faschismusdiskussion beitragen können, gründet u. a. auf dem Hintergrund Gerd Wiegels, der als Referent der Bundestagsfraktion „Die Linke“ für die Themen Rechtsextremismus und Antifaschismus zuständig ist. Das Buch stellt deshalb „linke, materialistisch argumentierende Ansätze der historischen Faschismusdebatte“ (7) vor und fragt, ob und in Bezug worauf aktuell von Faschismus gesprochen werden kann. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen etwa in Ungarn oder Griechenland ist der Faschismus nämlich nach wie vor als Machtoption der herrschenden Klasse zur Stabilisierung des Kapitalismus zu untersuchen und schließlich nach Anknüpfungspunkten zum Neoliberalismus zu fragen. Speckmann und Wiegel folgen in ihrer Analyse der Einteilung in fünf Stadien nach Robert Paxton, was ihnen erlaubt, auch Bewegungen zu erforschen, die etwa über das dritte Stadium („Griff nach der Macht“) (noch) nicht hinausgekommen sind. Ihr Buch bietet daher nicht nur eine grundlegende Einführung in linke Faschismustheorien, sondern ist auch ein ideengeschichtliches Handbuch zur Wirtschafts- und Finanzkrise, denn: „Alle bisherigen Faschismen entstanden in politischen und sozialen Krisensituationen der jeweiligen Länder und boten sich als besondere Form bürgerlicher Herrschaft an, um die Existenz der kapitalistischen Produktionsweise mit direkter Ausübung von Gewalt zu sichern“ (60).