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Ingo Pies / Martin Leschke (Hrsg.)

F. A. von Hayeks konstitutioneller Liberalismus

Tübingen: Mohr Siebeck 2003 (Konzepte der Gesellschaftstheorie 9); VII, 267 S.; brosch., 39,- €; ISBN 3-16-148218-2
Der Ökonomie-Nobelpreisträger Hayek gilt in der Politikwissenschaft in aller Regel als spiritus rector des Neoliberalismus. Sein Liberalismus, so der übliche Vorwurf, beruhe einseitig auf einer ökonomistisch verkürzten Anthropologie, die eine ethische Dimension des Politischen weitgehend ausschließe und einem libertären Minimalstaat das Wort rede. Der Tagungsband zeigt, dass dies eine verkürzte Sicht auf das Werk Hayeks ist. Erhellend ist bereits der einleitende Aufsatz von Pies, der die theoretischen Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik bei Hayek rekonstruiert. Pies gibt einen konzisen Überblick über das Gesamtwerk Hayeks und weist auf das freiheitsphilosophische Fundament seiner liberalen Theorie hin. Die Vorurteile, dieser fordere eine weitgehende Abstinenz der Politik, sei ein Anhänger sozialer Ungleichheit und genereller Gegner des Sozialstaats unterzieht er einer Revision (25 ff.). Während der sich anschließende Block an Beiträgen über Hayeks soziobiologischen Evolutionismus aus politikwissenschaftlicher Sicht weniger relevant ist, behandeln die Beiträge von Suchanek über Hayeks Vernunft- und Moralkonzeption sowie Sauerlands Referat über die Rolle des Leistungsstaates explizit politikwissenschaftliche Themen. Leschkes Beitrag über Hayeks Hauptwerk, „The Constitution of Liberty" nimmt Hayeks politische Theorie noch einmal aus der Gesamtperspektive in den Blick. Im letzten Themenblock wird dann nach den wissenschaftstheoretischen Grundlagen von Hayeks Denken gefragt. Der Tagungsband dokumentiert die Referate und Koreferate einer interdisziplinären Tagung in der Theodor-Heuss-Akademie 2002. Durch die Aufeinanderfolge von Hauptreferat und Kommentaren bleibt der Charakter einer Diskussion erhalten. Aus dem Inhalt: Gerhard Engel: Hayek und die gesellschaftlichen Probleme der Evolution (35-71) Nils Goldschmidt: Hayek und die Probleme der Soziobiologie (72-78) Rainer Greshoff: Die begrenzte Relevanz der (Sozio-)Biologie für die Erklärung kultureller Evolution in der Sicht von F. A. Hayek (79-88) Andreas Suchanek: Vernunft und Moral - eine konstruktive Kritik F. A. Hayeks (89-107) Andreas Maurer: Handlungsabstimmung durch Moral und Vernunft (108-113) Michael Schramm: Die doppelte Vernunft der Moral - F. A. von Hayek und die ökonomische Ethik (114-121) Dirk Sauerland: Die Rolle des Leistungsstaates bei F. A. von Hayek (123-148) Thomas Döring: Der Leistungsstaat bei F. A. von Hayek aus Sicht einer konstitutionellen Finanzwissenschaft (149-158) K. J. Bernhard Neumärker: Verfassung, Status Quo und Reformtätigkeit: Begrenzung und Ermöglichung leistungsstaatlicher Tätigkeiten (159-165) Martin Leschke: F. A. von Hayek und die Verfassung der Freiheit (167-189) Clemens Fuest: F. A. von Hayek und die Verfassung der Freiheit im Lichte aktueller Probleme (190-192) Christoph Lütge: Wie lässt sich gesellschaftliche Aufklärung begründen? (193-197) Matthias Meyer: F. A. von Hayek und die heuristische Dimension ökonomischer Modelle (199-224) Michael Schmidt: „Heuristik" als wissenschaftslogischer Begriff (225-231) Guido Schröder: F. A. von Hayeks Methodologie zur Analyse gesellschaftlicher Probleme in der Ökonomik (232-240) Reinhard Zintl: Moral: Wissen, Meinungen, Interessen (241-258)
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 5.45 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Ingo Pies / Martin Leschke (Hrsg.): F. A. von Hayeks konstitutioneller Liberalismus Tübingen: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20417-f-a-von-hayeks-konstitutioneller-liberalismus_23794, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23794 Rezension drucken