Obwohl die Kultur in der internationalen Politik oft als Nebensächlichkeit abgetan wird, spielt sie besonders für die globale Wahrnehmung von Staaten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Eben diese Rolle untersuchen Wissenschaftler_innen aus den USA, Großbritannien, Italien, Spanien, Dänemark, Österreich, der Schweiz und Deutschland unter anderem mit der Frage, welche Rolle die europäische Kultur in der globalen Welt zukünftig spielen wird und ob der Export von (nationalen) Kulturgütern und ‑leistungen heute überhaupt noch zeitgemäß ist. Auch wenn der Band, wie Raphaela Henze und Gernot Wolfram hervorheben, mehr Fragen aufwirft als er beantwortet, eint die Autor_innen die Einsicht, dass die Verbreitung von Kultur und der Kulturaustausch in Zeiten der Globalisierung wichtiger denn je sind. Im europäischen Kontext ergeben sich dabei allerdings auch Spannungen zwischen einer angestrebten gemeinsamen europäischen Identität und den Bestrebungen einzelner Nationalstaaten, sich mittels Kultur global zu positionieren. In diesem Kontext spielt die sogenannte Kultur‑ beziehungsweise Kreativindustrie eine immer wichtigere Rolle, durch die die Kultur allerdings zunehmend ökonomisiert wird, was als eine durchaus „problematische Entwicklung“ (9) verstanden wird. Die kritische Auseinandersetzung damit erscheint nachvollziehbar, allerdings ist es auch korrekt, dass beispielsweise die USA dank ihrer Kulturindustrie nicht auf Einrichtungen wie das Goethe‑Institut angewiesen war, um sich „in unseren Köpfen festzusetzen“ (150), wie Verena Teissl darlegt. Insgesamt betont der Band die Bedeutung kulturellen Engagements und zeigt auf, dass es „in Zeiten der Globalisierung überaus wichtig ist, in Kultur zu investieren“ (10).