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Simon Schunz

European Union Foreign Policy and the Global Climate Regime

Brüssel u. a.: Peter Lang 2014 (College of Europe Studies 18); 371 S.; pb., 52,40 €; ISBN 978-3-0352-6409-8
Diss. KU Leuven; Begutachtung: H. Bruyninckx, S. Keukeleire. – Die EU als Führungsfigur im Kampf gegen den globalen Klimawandel – so oder ähnlich lautet ein populäres, auch von der Europäischen Union selbst gern verbreitetes Bild. Aber hält diese These einer wissenschaftlichen Überprüfung stand? Simon Schunz versucht, eine Erklärung für das Verhalten der EU in den globalen Klimaschutzverhandlungen und für die Konsequenzen hieraus zu liefern. Er führt die Themen der EU‑Außenpolitik und des Klimawandels zusammen, die beide unabhängig voneinander in den vergangenen zwanzig Jahren große Aufmerksamkeit erfahren haben. Schunz fragt konkret danach, wie, ob und warum die EU die multilateralen Verhandlungen über ein globales Klimaregime zu beeinflussen versucht hat. Ausgangspunkt seiner Analyse ist die Beobachtung einer „starken Diskrepanz zwischen einem beinahe linearen Anstieg der Aktivität der EU als global player im Klimabereich und ihrer [...] begrenzten Auswirkungen in diesem Zeitraum“ (19). Schunz unterscheidet analytisch nicht nur zwischen Macht und Einfluss, sondern in letzterem Falle zusätzlich auch zwischen versuchter Einflussnahme (influence attempts) und tatsächlichem Einfluss (influence). Aus den für ihn relevanten definitorischen Kriterien der Interaktion, des zielgerichteten Verhaltens, der zeitlichen Abfolge, der Zielerreichung und der Abwesenheit von alternativer Kausalität (die ursächlich für eine Verhaltensänderung sein können) entwickelt er unter Rückgriff auf Ansätze der Außenpolitikforschung eine Typologie der Möglichkeiten von Einflussnahme der EU, die wiederum auf regimetheoretischen Ansätzen zur Messung von Einfluss fußen. Mittels „process tracing“ – von ihm wahlweise auch als „process analysis“ (43) bezeichnet – kommt Schunz für den Untersuchungszeitraum von 1995 bis 2012 zu dem Ergebnis, dass die EU in der Vergangenheit vor allem über formelle, diplomatische Wege versucht hat, Einfluss zu nehmen und erst mit der Zeit alternative ökonomische Anreize als ergänzende Maßnahmen angewendet hat. Das Resultat eines nach Schunz häufig von internen Politikerwägungen dominierten Prozesses ist, dass die EU während des gesamten Entwicklungszeitraumes des globalen Klimaregimes höchstens „moderaten Einfluss“ (303) ausgeübt hat. Die These der EU als Anführerin der globalen Bemühungen des Klimaschutzes kann also so nicht – oder zumindest nur für bestimmte Einzelaspekte – gelten.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 3.64.454.33.5 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Simon Schunz: European Union Foreign Policy and the Global Climate Regime Brüssel u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37650-european-union-foreign-policy-and-the-global-climate-regime_45833, veröffentlicht am 09.10.2014. Buch-Nr.: 45833 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken