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Mathias Jopp / Funda Tekin (Hrsg.)

Europas Wert. Studien zum materiellen und immateriellen Nutzen der europäischen Integration

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Europäische Schriften 94); 255 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8487-1505-3
Angesichts der sich in diesen Tagen zuspitzenden Frage, ob der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro tatsächlich noch vermieden werden kann, ist guter Rat teuer. Die damit verbundene tiefe Unsicherheit mag ein Beweggrund für Mathias Jopp und Funda Tekin gewesen sein, sich „Europas Wert“ (Titel) in diesem Sammelband zu widmen. Immerhin setzt die Verhandlungsstrategie der im Januar 2015 ins Amt gekommenen griechischen Regierung eine Erfolgsgeschichte unter Druck, die in den 1950er‑Jahren Fahrt aufgenommen hat und nie wirklich hinterfragt worden ist. Wenn es ein Rezept für die Einheit Europas gibt, so der bislang gültige Konsens, dann besteht dieses in der Fähigkeit, Kompromisse schließen zu können. Ohne die sich daraus ergebende Handlungsfähigkeit verliert die Politik das in sie gesetzte Vertrauen des Demos und damit ihre Legitimation. Soweit die Vorüberlegungen, die von den beiden Herausgebern in dem knappen Vorwort gestreift werden und die den gesamten Band tragen (sollen). Leider findet sich keine Zusammenfassung für die versammelten Einzelstudien. So bleibt unklar, wie der Sammelband die laufende Debatte um den Euro „entdramatisieren“ (5) soll. Aus der Zusammenstellung der – lesenswerten – Beiträge wird das jedenfalls nicht deutlich. Es sei denn, man fasst den Euro, wie Julian Plottka und René Repasi, als Integrationskonzept auf, das sich unmittelbar aus den normativen Grundlagen der Europäischen Union erschließt und in der Unionsbürgerschaft eine Entsprechung findet, die wiederum den über 500 Millionen Menschen im Binnenmarkt eine konkrete Lebensperspektive bietet. Da Christian Gokus aber die Frage nach dem Euro‑Austritt Deutschlands stellt, fällt auf, dass ein Hinweis auf Artikel 50 des Lissabonner Vertrages gänzlich fehlt – die Mitgliedstaaten können die EU verlassen. Europas Wert ist also relativ und hängt keinesfalls am Euro. Selbst wenn Katrin Böttcher den Band mit ihren Betrachtungen zur Nachbarschaftspolitik beschließt und somit auf die Reichweite des Gravitationszentrums EU zu sprechen kommt: Diese Studien werfen leider mehr Fragen auf, als sie beantworten (können).
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Rubrizierung: 3.13.23.53.6 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Mathias Jopp / Funda Tekin (Hrsg.): Europas Wert. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38461-europas-wert_46516, veröffentlicht am 28.05.2015. Buch-Nr.: 46516 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken