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Eveline Hermannseder

Europas letzte große Volksparteien. Die Christlich-Soziale Union und die Südtiroler Volkspartei im Vergleich

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Parteien und Wahlen 6); 450 S.; brosch., 82,- €; ISBN 978-3-8487-1001-0
Diss. Eichstätt‑Ingolstadt; Begutachtung: K. Stüwe, G. Pallaver. – Trotz einiger Unterschiede unter anderem in der Frage der Ethnien, in der politischen Kultur und bei den Einwohnerzahlen ähneln sich Bayern und Südtirol – und so auch die Christlich‑Soziale Union (CSU) und die Südtiroler Volkspartei (SVP). Eine umfassende vergleichende Untersuchung der beiden Parteien fehlte bislang. Im theoretischen Teil der Qualifikationsschrift fasst Eveline Hermannseder den Forschungsstand über Parteien und Parteiensysteme zusammen und wendet diese Grundlagen so oft wie möglich auf die beiden Fallbeispiele an. „Die SVP gehört [...] eher in die Mitte des Parteienspektrums, während sich die CSU etwas weiter rechts verorten lässt“ (41). So verzichte die SVP, im Gegensatz zur CSU, auf die Selbstdefinition als konservative Partei. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden die Landtagswahlen in Bayern und Südtirol im Jahr 2008, bei denen die CSU und SVP „ihre absolute Stimmenmehrheit vor allem an Mitte‑Rechts‑Parteien [...] verloren haben“ (309). Denn obwohl die beiden Parteien die mit Abstand stärksten politischen Kräfte in der jeweiligen Region sind und (noch) als Volksparteien klassifiziert werden können, leiden auch sie unter der abnehmenden Parteibindung, der zunehmenden Volatilität des Parteiensystems und der Überalterung ihrer Mitglieder. Für das „Wahldebakel 2008“ macht die Autorin neben diesen strukturellen Veränderungen „gravierende Streitigkeiten und Differenzen innerhalb der beiden Parteien, umstrittene politische Entscheidungen und schwache Führungspersönlichkeiten“ (320) verantwortlich. Sehr ausführlich werden anhand von empirischen Daten die Entwicklungen der Parteiensysteme in Bayern und Südtirol analysiert und damit die Folgen des Wähler‑ und Mitgliederschwunds eindrucksvoll dokumentiert. Obwohl die Krise der Volksparteien auch für CSU und SVP gelte, weist Hermannseder darauf hin, „dass konservative Werte, wie feste Bindungen, Ehe und Familie, in der jungen Generation mittlerweile wieder einen höheren Stellenwert einnehmen“ (359), wovon beide Parteien zukünftig profitieren könnten. Die Bilanz der Analyse fällt deshalb ambivalent aus: „Die Ära dauerhafter, stabiler absoluter Mehrheiten ist durchbrochen, ob sie wiederkehrt, bleibt abzuwarten.“ (360)
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.222.612.3252.3314.42 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Eveline Hermannseder: Europas letzte große Volksparteien. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37567-europas-letzte-grosse-volksparteien_46171, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 46171 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken