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Claudia Schäfer

Europäisierung in Ostmitteleuropa. Subnationale Effekte von Konditionalität und Mitgliedschaft am Beispiel der Regionalverwaltungen Polens

Berlin: Lit 2014 (Villigst Perspektiven 13); 309 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-643-12476-0
Diss. Freiburg; Begutachtung: G. Riescher, J. Rüland. – Sowohl innerhalb des sich tatsächlich vollziehenden europäischen Integrationsprozesses als auch innerhalb der theoretisch angelegten EU‑Forschung wird den Transfers von Ideen, Rechtsvorstellungen, Gesetzen und politischen Praktiken eine große Rolle beigemessen. Claudia Schäfer beschäftigt sich mit genau jenen Transfers, die die Europäische Union in den Ländern der Osterweiterung „als Normagent und Stabilisierungsanker angestoßen und den Beitrittskandidaten in diesem Bereich abverlangt hat“ (11). Dabei geht sie der Frage nach, wie die Europäisierungseffekte in Ostmitteleuropa ihre Wirkung entfalten können. Sie misst insbesondere den Regionen ein großes Gewicht bei der Beantwortung zu, weil der fortschreitende europäische Integrationsprozess vorrangig durch subnationale Gebietskörperschaften umgesetzt wird. Um ihre am Fallbeispiel Polen ausgerichtete Untersuchung durchführen zu können, erarbeitet die Autorin zunächst einen in dieser Form bisher nicht vorgelegten Überblick über die Genese und den Ist‑Zustand der III. Polnischen Republik. Sie bestimmt nationale Variablen des polnischen Transformationsprozesses, um vor diesem Hintergrund europäische Einflüsse überhaupt ausmachen zu können. Für ihre auf Experteninterviews gestützte und im diachronen Vergleich angelegte qualitative Analyse konzentriert sich Schäfer auf die vier polnischen Regionen Masowien, Niederschlesien, Westpommern und Ermland‑Masuren und teilt den zu untersuchenden Integrationsprozess in drei Abschnitte: die Vorbereitungs‑ und die Beitrittsphase sowie die Mitgliedschaft. Die von Schäfer untersuchten Regionen unterschieden sich hinsichtlich ihrer Akteurskonstellationen sowie ihrer Möglichkeit und Offenheit dafür, Lernorte für Transfers und Ideen zu sein. Entsprechend unterschiedlich wirkten die Europäisierungsmechanismen in die Regionen hinein. Anders als von der Kommission aber ausgegeben, spielten die Veränderung von Strukturen und Prozessen in Richtung europäischer Vorgaben nur eine marginale Rolle. Vielmehr seien gerade die monetären Mittel von dominantem Interesse und damit während des Transformationsprozesses im postsowjetischen Polen der Haupteuropäisierungsmechanismus gewesen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.612.213.53.7 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Claudia Schäfer: Europäisierung in Ostmitteleuropa. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37226-europaeisierung-in-ostmitteleuropa_45510, veröffentlicht am 26.06.2014. Buch-Nr.: 45510 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken