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Peter Christian Müller-Graff (Hrsg.)

Europäische Union und USA – Europas nordatlantische Aufgaben

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Schriftenreihe des Arbeitskreises Europäische Integration e. V. 87); 172 S.; brosch., 36,- €; ISBN 978-3-8487-2573-1
Die EU und die USA bilden ein historisch gewachsenes, ökonomisch wie politisch eng verflochtenes und gesellschaftlich wie kulturell spannungsreiches Gegensatzpaar. Hier der eigenen Gesetzmäßigkeiten folgende und durch seine Mehr‑Ebenen‑Struktur geprägte Akteur EU, der zunehmend auf die internationale Bühne drängt. Dort der staatliche Akteur, der sich vom alten Europa abgrenzt, eine eigene politische Kultur pflegt und die internationale Bühne als hauseigenes Spielfeld betrachtet. So zumindest lesen sich die Vorüberlegungen des Herausgebers, die den insgesamt acht Beiträgen vorgeschaltet sind. Diese gehen auf eine Tagung aus dem Jahr 2013 zurück und untersuchen anhand einer jeweils erkenntnisleitenden Fragestellung, wie sich das Verhältnis zwischen der EU und den USA dechiffrieren lässt. Den Auftakt macht Johannes Timm (SWP Berlin), der dieses Beziehungsgefüge einer generellen Betrachtung unterzieht und vor allem jüngere Aspekte wie die NSA‑Affäre und die Krim‑Krise einfließen lässt. Ob Russland immer noch der gemeinsame Antipode für EU und USA ist, erscheint diskussionswürdig. Von daher ist es nur folgerichtig, dass sich André Schmidt (Witten/Herdecke) der Geldpolitik und damit der Zinspolitik zuwendet, die er anhand des Autonomiestatuts der jeweiligen Zentralbanken und deren Krisenreaktionspolitik nachvollzieht und über die Glaubwürdigkeitsfrage inhaltlich spiegelt. Dass in einem solchen Umfeld ein Beitrag zu TTIP und zu den diversen EU‑Freihandelsabkommen nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. Schließlich sind das die beiden Schnittpunkte, an denen sich die handelspolitischen Interessen von EU und USA überschneiden. Eine vergleichbare Entwicklung erscheint im Militärbereich (Beitrag von Andreas Marchetti, Bonn) ausgeschlossen. Zu groß ist hier der Rüstungsstand, zu gering ist die Neigung der Europäer, offen mit den USA zu konkurrieren. Der informative Band schließt mit gleich zwei Betrachtungen zu China, was der zunehmenden Bedeutung Pekings Rechnung trägt. Offen bleibt somit eigentlich nur, ob die inzwischen drei Jahre alten Beiträge wirklich Neues enthalten.
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Rubrizierung: 3.63.54.222.642.68 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Peter Christian Müller-Graff (Hrsg.): Europäische Union und USA – Europas nordatlantische Aufgaben Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39959-europaeische-union-und-usa--europas-nordatlantische-aufgaben_48083, veröffentlicht am 28.07.2016. Buch-Nr.: 48083 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken