Kann die Europäische Union nach außen als Friedensmacht wirken? Ausgehend von dieser Fragestellung wird der Spannungs- und Entwicklungsbogen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik aus historischer, sozialwissenschaftlicher, juristischer und praktischer Perspektive beschrieben. Michael Gehler gibt einen kurzen historischen Aufriss der Bedingungen europäischer Sicherheitspolitik im Kalten Krieg. Er erläutert, dass die Staaten der EU vor dem Hintergrund der Notwendigkeit einer kollektiven Verteidigung und transatlantischen Bindung „gut beraten [seien], wenn sie weiterhin auf das Modell der Verteidigung setzen und sich gleichzeitig die Option auf Errichtung eines genuin europäischen Sicherheitskonzeptes offen halten und angehen“ (33). Sören Phillips erörtert die gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft im Verhältnis zum Konzept der Zivilmacht und zur Supranationalität. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet fragt nach dem Leitbild der Europäischen Union, das sie klar mit dem Schlagwort Friedensmacht verortet: „jedem, der auch nur über rudimentäre Kenntnisse der ESVP verfügt, [muss] der Begriff ‚Militärmacht’ im Zusammenhang mit der EU geradezu lächerlich erscheinen“ (79). Jan Martin Hoffmann beschreibt die rechtliche Klärung der Kompetenzordnung auf dem Politikfeld der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofes C-91/05. Robert Bund und Patrick Keller thematisieren das Verhältnis zur NATO und die US-Sicht auf eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die ESVP in der Praxis wird schließlich von Alim Baluch am Beispiel des Einsatzes in Bosnien-Herzegowina dargestellt. Mit diesen Band wird die Tagung des dritten europawissenschaftlichen Symposiums des Jean Monnet European Center of Exellence Hannover dokumentiert, das in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover und dem Europäischen Informationszentrum im Mai 2009 durchgeführt wurde.