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Daniel Göler / Alexandra Schmid / Lukas Zech (Hrsg.)

Europäische Integration. Beiträge zur Europaforschung aus multidimensionaler Analyseperspektive

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 241 S.; brosch., 56,- €; ISBN 978-3-8487-1943-3
Die europäische Integration ist ein laufender Prozess und wird es in den nächsten Jahren voraussichtlich auch bleiben, da die Finalitätsfrage nach wie vor ungeklärt ist. Dieser Sammelband vereint insgesamt acht Beiträge, die aus mehreren Kolloquien, Tagungen und Workshops des Jean‑Monnet‑Lehrstuhls für Europäische Politik der Universität Passau hervorgegangen sind und exemplarisch Problemfelder der europäischen Integration aufzeigen. Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen der europäischen Integration diskutiert. Eine Triebfeder ist dabei das Konzept der Supranationalität, wie Heinrich Neisser erläutert. Seinen Ursprung findet dieses Konzept bei den von Jean Monnet entwickelten Plänen zur Montanunion. „Die Zusammenfügung zu einem kompletten Wirtschaftsministerium sollte schließlich zu einer politischen Union führen“ (13), was bekanntlich scheiterte. Doch genau dies bleibt bis heute eine der großen Herausforderungen der Europäischen Union: Wie kann eine echte politische und demokratische Union entstehen? Der Autor plädiert für eine europäische Föderation mit starken supranationalen Zügen, in der die Nationalstaaten ihren Bürgern „weiterhin Recht und Freiheit garantier[en]“ (48). Doch „nicht überall hat man das begriffen, und nicht überall dort, wo man es begreift, hat man den Mut, es endlich auszusprechen“ (31). Im zweiten Teil wird die Schwierigkeit des komplexen Regierens auf der europäischen Ebene anhand verschiedener Problemfelder aufgezeigt. Daniel Göler analysiert die Verhandlungsarenen des Europäischen Konvents von 2002/2003 und fragt, inwieweit deliberative Verhandlungsmuster eine Rolle spielten. Zwar war das Verhandlungsumfeld hierfür günstig, doch erfolgten „viele Entscheidungen am Konvent vorbei durch Absprachen zwischen den Staats‑ und Regierungschefs […], die dem Konvent ihre Interessen angesichts ihres Vetorechts auf der anschließenden Regierungskonferenz teilweise regelrecht oktroyierten“ (112). Im abschließenden Teil steht die außenpolitische Dimension im Fokus. Katharina McLaren thematisiert den Dialog zwischen dem Vatikan und den europäischen Staaten und hebt hervor, wie gemeinsam empfundene Wertvorstellungen – basierend auf dem christlichen Erbe – zu einer gemeinsamen Identität führen können. Insgesamt bietet der Band aufschlussreiche Forschungsergebnisse, ein abschließendes Lektorat hätte ihm jedoch gutgetan.
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Rubrizierung: 3.13.23.33.63.72.61 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Daniel Göler / Alexandra Schmid / Lukas Zech (Hrsg.): Europäische Integration. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38770-europaeische-integration_47120, veröffentlicht am 20.08.2015. Buch-Nr.: 47120 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken