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Michael Gehler / Xuewu Gu / Andreas Schimmelpfennig (Hrsg.)

EU – China. Global Players in a Complex World

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2012 (Historische Europa-Studien 6); 355 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-487-14727-7
In den Medien treten meist vor allem die unterschiedlichen chinesischen und europäischen Interessen deutlich zutage. Die Autoren dieses Sammelbandes haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, neben den Unterschieden auch die Gemeinsamkeiten der beiden politischen Agenden deutlich zu machen. Zunächst erinnert Hans-Heinrich Nolte an den Perspektivwechsel, den die historische Wissenschaft über die vergangenen zweihundert Jahre vollzogen habe – bis weit in das 20. Jahrhundert hinein habe ein westlicher Ethnozentrismus die Rolle Chinas heruntergespielt, erst eine neue Generation von chinesisch-amerikanischen Forschern habe diese Perspektive erweitert und damit in der wissenschaftlichen Wahrnehmung angepasst. Dass China im Konzert der internationalen Mächte auf Augenhöhe spielt, zeigt Hubert Zimmermann in seiner kurzen Analyse des chinesischen Beitritts zur WTO. Die EU habe dabei den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung getragen und – ohne die chinesische Verhandlungsführung zu unterschätzen – durch eine in der Europäischen Kommission gebündelte Interessenvertretung ihre Ziele konsistent verfolgen und durchsetzen können. Eine Garantie für zukünftige europäische Dominanz ist dies jedoch nicht. Xuewue Gu zeigt dies für die geopolitische Gemengelage zur Sicherung der Energiezufuhr. Obwohl die EU durch ihre Nachbarschaftspolitik auch die unmittelbare Energiesicherheit erhöhen konnte (z. B. Ostsee-Energie-Kooperation, Baku-Tiflis-Pipeline), bleibe es abzuwarten, ob nicht Energielieferungen aus Russland eine zukünftige Interessenkollision zwischen der EU und China bedingen könnten. Qiu Huafei verweist schließlich darauf, dass es in Asien neben China noch weitere Interessenpartner wie etwa die ASEAN-Staaten gebe. Diese haben sich wie die EU zusammengeschlossen, um den Handel zu erleichtern, dafür wurden auch politische Aktivitäten unter dem Dach der ASEAN gebündelt. Die kurz gehaltenen Beiträge dieses Bandes decken eine große Bandbreite von Themen ab und verschaffen durch den unterschiedlichen kulturellen Hintergrund der Autoren einen ersten Überblick über die verschiedenen Perspektiven auf die Beziehungen der EU mit China.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.6 | 4.22 | 2.68 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Michael Gehler / Xuewu Gu / Andreas Schimmelpfennig (Hrsg.): EU – China. Hildesheim/Zürich/New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35185-eu--china_42366, veröffentlicht am 12.07.2012. Buch-Nr.: 42366 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken