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Christian P. Scherrer

Ethno-Nationalismus im Weltsystem. Prävention, Konfliktbearbeitung und die Rolle der internationalen Gemeinschaft. Ein Handbuch zu Ethnizität und Staat. Band 1

Münster: agenda Verlag 1996 (agenda global 8); 329 S.; 38,- DM; ISBN 3-929440-86-5
Über viele Jahre verdeckte der Ost-West-Gegensatz den Blick auf weitere Kriegs- und Konfliktursachen, insbesondere die jeweiligen regionalen Hintergründe blieben häufig ausgeblendet. Heute haben dagegen Analyseschemata Konjunktur, die auf ethno-nationale Konflikthintergründe abzielen. Zwei Drittel bis drei Viertel der aktuellen Kriege lassen sich dergestalt interpretieren. Gleichwohl bleibt bislang weitgehend unbeantwortet, "wie ethnisch-kulturelle Differenz verstanden und anerkannt werden soll und wie [destruktive Konfliktaustragung] durch geeignete politische und rechtliche Schritte präventiv verhindert werden kann" (279). Dementsprechend stehen Theoretiker und Praktiker bei der Suche nach angemessenen Formen der Konfliktbewältigung - sei es auf lokal/regionaler, nationaler oder internationaler Ebene - erst am Anfang. Scherrer setzt in der auf drei Bände angelegten Reihe exakt bei diesen Fragestellungen an. Im ersten Teil des Eröffnungsbandes skizziert er "regionale und lokale Ansätze zu Konfliktlösungen im Rahmen staatlicher Minderheiten- bzw. Nationalitätenpolitiken" (7). Besondere Berücksichtigung erfahren verschiedene Konzeptionen von Selbstverwaltung und Autonomierechten. Am Beispiel der UdSSR, Chinas, Indiens und der USA vergleicht Scherrer überdies die Nationalitätenpolitik von Großstaaten, wobei er signifikante Unterschiede zwischen Vielvölkerstaaten und den nordamerikanischen Siedlerstaaten erblickt. Im zweiten Teil verläßt der Autor die nationale Ebene und erörtert Strategien zur Konfliktbefriedung auf internationaler Ebene. Sein besonderes Augenmerk gilt den verschiedenen regionalen zwischenstaatlichen Organisationen (OSZE, OAU, ASEAN, etc.) sowie der UNO, auf deren Handeln er - trotz des Versagens beim Genozid in Rwanda - große Hoffnungen setzt. Notwendige Voraussetzungen sind für Scherrer zum einen klarere politische Zielsetzungen bei Blauhelmaktionen und zum anderen neue Formen struktureller Prävention. Im Anschluß an die Ergebnisse des ersten Bandes soll in den Folgebänden das Phänomen Ethnizität begrifflich und konzeptionell erfaßt werden, um eine Theorie des Ethno-Nationalismus zu formulieren (Band 2), die abschließend in Fallstudien zu Konflikten in verschiedenen Weltregionen zu überprüfen ist (Band 3). Inhalt: I. Prävention, Bearbeitung und Transformation ethno-nationaler Konflikte: Kollektive Rechte, Selbstverwaltung und Nationalitätenpolitik: 1. Ansätze zur Erkennung und Bearbeitung ethno-nationaler Gewaltkonflikte; 2. Autonomieregelungen, freie Assoziation und Selbstverwaltung; 3. Nationalitätenpolitik als Konfliktprävention: Skizze eines Vergleichs von Großstaaten. II. Ethno-Nationalismus und das internationale System: 4. Ethno-Nationalismus, neue Staaten und die Menschenrechte; 5. Multilaterale Regime zur Regelung ethno-nationaler Konflikte; 6. Konfliktmanagement und neue Rolle der Vereinten Nationen.
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.42 | 4.41 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Christian P. Scherrer: Ethno-Nationalismus im Weltsystem. Münster: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3721-ethno-nationalismus-im-weltsystem_4979, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 4979 Rezension drucken